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Alkohol
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Alkohol


Ist Alkohol eine Droge? Stimmt es, dass Frauen schneller betrunken werden als Männer und was bedeutet eigentlich Binge-Drinking?

 

Kurz und bündig

Alkohol gehört zusammen mit Tabak (Nikotin) und Medikamenten (vor allem Schlaf- und Beruhigungsmittel, vermeintliche „Konzentrationsmittel“ oder Amphetamine) zu den sogenannten legalen Drogen. Legale Drogen sind die Suchtmittel, deren Verkauf und Gebrauch in unserer Gesellschaft erlaubt ist. Die meisten davon sind gesellschaftlich akzeptiert. Obwohl der Gebrauch und Verkauf legaler Drogen nicht strafbar ist, sind sie jedoch keineswegs ungefährlich.

Gründe für den Konsum von Alkohol

Die Gründe für den Konsum von Alkohol sind sehr vielfältig und individuell. So gehört für viele Erwachsene das Gläschen Rotwein einfach zu einem guten Essen dazu. Bei jungen Leuten spielt Alkohol vor allem im Ausgang eine Rolle. Vielen fällt es unter Alkoholeinfluss leichter Kontakte zu anderen zu knüpfen und Hemmungen abzubauen. Wer mittrinkt gehört einfach dazu. Manche Menschen trinken aber auch aus Langeweile, oder um Stress abzubauen und Probleme zu vergessen. Wenn das aber der Fall ist, sollte man darüber reden.

Manche Menschen entscheiden sich auch bewusst dafür keinen Alkohol zu trinken. Auch das hat viele Gründe. Oft spielt dabei Geld eine Rolle: Vor allem in Lokalen ist Alkohol teuer. Auch unangenehme Erfahrungen mit Alkohol in der eigenen Familie oder religiöse Gründe können ausschlaggebend sein. Viele junge Menschen wollen nicht die Kontrolle verlieren. Betrunken kann es passieren, dass man Dinge tut die man später bereut oder die einem peinlich sind.

Gesetzliche Grundlage

Laut dem liechtensteinischen Kinder- und Jugendgesetz ist der Konsum, Besitz und Erwerb von Alkohol in Liechtenstein ab dem 16. Geburtstag erlaubt und auch dann noch mit Einschränkungen verbunden. So dürfen gebrannte alkoholische Getränke (Schnaps) und industriell hergestellte Mischgetränke (Alkopops, Bacardi-Cola, Wodka-Redbull, usw.) erst ab 18 Jahren konsumiert werden.

In einer Liechtensteiner Schülerstudie geben allerdings 89% der Jugendlichen an, schon vor ihrem 16. Geburtstag mindestens einmal Alkohol konsumiert zu haben.

 

Risiken und Folgen

Alkohol ist in unserer Gesellschaft das am weitesten verbreitete Genussmittel, wird aber oft unterschätzt. Die Risiken, die der Konsum mit sich bringt, sind vielfältig und können körperliche, psychische und soziale Folgen haben.

 

… für deinen Körper

  • Erhöhtes Risiko für Krankheiten: Alkohol begünstigt das Auftreten verschiedenster Krankheiten. Leberzirrhose (Schrumpfleber), Bluthochdruck, Herzmuskel-Erkrankungen, Entzündungen der Bauchspeicheldrüse und Magenschleimhaut, …
  • Verringerte Potenz: Alkohol verringert die Potenz und vermindert die sexuelle Erlebnisfähigkeit bei Mann und Frau.
  • Auslöser für Krebserkrankungen: Langfristiger Alkoholmissbrauch ist oftmals Auslöser für Krebserkrankungen, insbesondere in der Leber, in der Mundhöhle, im Rachenraum und in der Speiseröhre, im Enddarm und der (weiblichen) Brustdrüse.
  • Alkohol und Medikamente: Viele Menschen sind sich auch über das Risiko bei gleichzeitiger Einnahme von Alkohol und Medikamenten nicht bewusst. Die Wirkung der Medikamente kann nämlich durch den Alkoholkonsum aufgehoben oder aber auch verstärkt werden. Die Folgen sind Herz-Kreislauf-Probleme oder Vergiftungen. Besonders gefährlich ist die Kombination von Alkohol mit psychisch wirkenden Medikamenten, vor allem Beruhigungsmitteln.
  • Alkoholvergiftung: Übermässiger Konsum kann natürlich auch zu einer Alkoholvergiftung führen. Bewusstlosigkeit, Koma und sogar Tod sind mögliche Folgen.

Was genau der Alkohol mit deinem Körper macht, kannst du dir hier anschauen.

 

… für deine Psyche und dein soziales Umfeld

  • Persönlichkeitsveränderung: Ständiger, zu hoher Alkoholkonsum verändert die Persönlichkeit: Das geht von Unzuverlässigkeit, Reizbarkeit, Unruhe und übertriebener Eifersucht bis hin zu vielfältigen Ängsten, Depressionen und Selbstmordgedanken. Die Diagnose „psychische Verhaltensstörungen durch Alkohol“ ist die dritthäufigste in der Krankenhausstatistik. Bei Männern ist sie sogar die häufigste.
  • Erhöhte Aggressions- und Gewaltbereitschaft: Alkohol steigert die Aggressions- und Gewaltbereitschaft. 95% der Gewalttaten von Jugendlichen werden unter dem Einfluss von Alkohol verübt. In alkoholisiertem Zustand ist es ausserdem wahrscheinlicher selbst ein Opfer von Gewalt oder Verbrechen zu werden.
  • Einfluss auf die Entwicklung: Das Trinken grösserer Mengen Alkohol verringert die Produktion von Wachstumshormonen und beeinträchtigt die Gehirnentwicklung. Schon bei jedem einzelnen Rausch sterben Millionen von Gehirnzellen ab. Langfristig macht ein zu hoher Alkoholkonsum also tatsächlich dumm! ?
  • Erhöhte Unfallgefahr: Unter Alkoholeinfluss erhöht sich auch die Unfallgefahr, da die Wahrnehmung beeinflusst wird, die Konzentration abnimmt und die eigenen Fähigkeiten oftmals überschätzt werden. Dies ist vor allem im Strassenverkehr ein grosses Problem. 
  • Alkoholabhängigkeit: Die Versuchung ist gross, bei Stress oder Leistungsdruck auf den „Problemlöser“ Alkohol zurückzugreifen. Je früher regelmässig Alkohol konsumiert wird und Rauscherfahrungen gemacht werden, desto grösser ist das Risiko, später einen problematischen Alkoholkonsum zu entwickeln, oder gar abhängig zu werden.

Was Jugendliche über die Wirkung von Alkohol zu berichten haben erfährst du in diesem Video hier.

 

Richtig reagieren im Notfall

Im Notfall ist so schnell wie möglich ärztliche Hilfe gefragt. Mögliche Anzeichen einer Alkoholvergiftung sind:

  • starker Alkoholgeruch
  • Aggressivität und Gewaltbereitschaft
  • Schmerzunempfindlichkeit
  • verlängerte Reaktionszeit bis hin zu Bewusstlosigkeit und Koma
  • Störungen beim Gehen und Sprechen bis hin zu Bewegungsunfähigkeit
  • Atemprobleme oder gar Atemlähmung

Auch häufiges Erbrechen ist ein deutliches Warnsignal, auch weil die Betroffenen am Erbrochenen ersticken können. Doch nicht immer kündigt sich eine Alkoholvergiftung durch Übelkeit und Erbrechen an.

Wenn der oder die Betrunkene nicht mehr ansprechbar oder sogar bewusstlos ist, muss sofort ein Krankenwagen gerufen werden. Dann könnten schon Funktionen des Stammhirns beeinträchtigt sein, welches Atmung und Herzschlag regelt. Wird in so einer Situation zu lange gewartet, droht Atemstillstand.

 

Drei Notfall-Regeln

  1. Bring die Person in die stabile Seitenlage. Wie das geht erfährst du hier. Wegen der Erstickungsgefahr durch eine erschlaffte Zunge oder Erbrochenes solltet ihr daran denken, die Atemwege frei zu machen. Dazu beugt ihr den Kopf in der Seitenlage ganz sanft nach hinten und öffnet den Mund.
  1. Notarzt/Notärztin rufen (144 in Liechtenstein, oder die europäische Notrufnummer 112): Erklärt, wo ihr seid und was passiert ist. Danach nicht auflegen, sondern auf Rückfragen warten.
  1. Bis das Rettungsteam da ist, bleibt bei dem oder der Betrunkenen. Wenn es kühl ist, solltet ihr die Person warmhalten.

 

 

Hilfe!

…meine Freund:innen trinken

Zu entscheiden, ob man seine Freund:innen auf ihren Alkoholkonsum ansprechen sollte, ist nicht leicht. Man ist sich oft nicht ganz sicher, ab wann Alkohol anfängt, zum Problem zu werden. Und wer will sich schon lächerlich machen oder den Ärger der Freundin oder des Freundes auf sich ziehen? Andererseits wird man nicht von heute auf morgen abhängig, das ist ein schleichender Prozess. Je früher die Betroffenen ihr Problem erkennen, desto grösser die Chance, aus der Sache noch heil rauskommen. Kein einfaches Thema also.

  • Schau nicht weg, wenn du dir Sorgen machst
    Aufeinander aufpassen, Verantwortung übernehmen, ehrlich zueinander sein, all das ist in einer Freundschaft wichtig. Deswegen solltest du deine Freundin/deinen Freund auch dann ansprechen, wenn es um unangenehme Themen geht.
  • Mache keine Vorwürfe
    Achte bei eurem Gespräch darauf, dass du von dir selbst ausgehst und deiner Freundin/deinem Freund keine Vorwürfe machst. Gehe von dem aus, was du beobachtest und was dir Sorgen bereitet: „Ich mache mir Sorgen, weil du an den letzten Wochenenden regelmässig betrunken warst.“ oder „Ich habe das Gefühl, dass es dir in letzter Zeit nicht so gut geht.“. Dann kannst du fragen: „Wie siehst du das?“. So nimmst du deinen Freund/deine Freundin ernst. Das kann dein Gegenüber leichter akzeptieren als den Vorwurf „Du trinkst zu viel!“. Du kannst das Thema aufnehmen, für sie oder ihn da sein, aber du kannst niemanden dazu zwingen, das Verhalten zu ändern. Jede/r muss die Motivation und den Willen selbst aufbringen.
  • Vertraue dich jemandem an und rede darüber
    Behalte Dinge, die dich belasten, nicht für dich. Manchmal ist es wichtig, dass erwachsene Vertrauenspersonen Verantwortung übernehmen und weiterhelfen. Zögere nicht, über deine Sorgen zu sprechen. Kündige das deinem Freund oder deiner Freundin so an: „Ich mache mir zu grosse Sorgen und kann das nicht für mich behalten. Ich möchte aber weiter als Freund/Freundin für dich da sein!“ Auch wenn er oder sie dann vielleicht wütend wird und droht, nicht mehr mit dir befreundet zu sein – manchmal ist es wirklich wichtig, Erwachsene um Hilfe zu bitten. Mit der Zeit glätten sich die Wogen oft, und die Freundschaft geht weiter. 

Ob der Alkoholkonsum deiner Freundin oder deines Freundes eventuell problematisch ist, kannst du hier prüfen.

 

…meine Eltern trinken

Du denkst, dein Vater oder deine Mutter hat ein Alkoholproblem und das beschäftigt dich? Du wünschst dir, dass er oder sie mit dem Trinken aufhört und du verstehst nicht, warum das so schwierig ist?

Alkoholabhängigkeit beziehungsweise Alkoholsucht ist eine Krankheit. Um gesund zu werden, muss man sich als Erstes eingestehen, dass man eine Alkoholabhängigkeit hat. Alkoholkranke Menschen können nicht einfach mit dem Trinken aufhören, auch wenn sie dies unbedingt wollen. Ihr Körper braucht den Alkohol, um sich nicht schlecht zu fühlen. Daher ist es wichtig, sich fachliche Hilfe, zum Beispiel in einer Suchtberatungsstelle, zu holen. Allerdings kannst du deine Mutter oder deinen Vater nicht dazu zwingen, sich behandeln zu lassen. Sie oder er muss sich selbst dazu entscheiden. Du bist nicht für die Krankheit verantwortlich und kannst nichts dafür, wenn sie oder er sich nicht behandeln lassen will. Aber du bist dafür verantwortlich, was du aus DEINEM Leben machst. 

  • Rede darüber
    Du hast das Recht, darüber zu sprechen und es ist wichtig, dass du dies tust und dir Hilfe holst, wenn du welche brauchst. Wenn du mit anderen darüber sprichst, fühlst du dich schon nicht mehr so alleingelassen. Vielleicht würdest du deinem Vater oder deiner Mutter gerne sagen, dass du es nicht magst, wenn er oder sie trinkt. Wenn das so ist, dann wäre es gut, wenn du zuerst mit einer anderen Person darüber reden kannst, bevor du deinen Vater oder deine Mutter darauf ansprichst. Das wird dir helfen, dich auf das Gespräch vorzubereiten. Wähle einen ruhigen Moment für das Gespräch, wenn ihr euch gerade gut versteht. Sag, wie es dir geht.
    Kannst du mit dem Elternteil, der nicht trinkt, darüber sprechen? Wenn ja, dann ihm von deinen Sorgen und Ängsten. Hab keine Bedenken zu sagen, wie es dir geht. Du hast das Recht dazu. Hast du Freund:innen, Verwandte oder gute Bekannte, mit denen du darüber reden kannst? Du kannst dich auch mit jemandem ausserhalb deines Zuhauses darüber austauschen, zum Beispiel mit deiner Grossmutter oder deinem Grossvater oder mit einer anderen erwachsenen Person, die du gern hast (ein Lehrer, eine Nachbarin usw.). Ausserdem sind dein/e Kinderarzt/-ärztin und andere Fachleute dazu ausgebildet, auf Fragen rund um Sucht zu Auskunft zu geben.
  • Such dir Freizeitbeschäftigungen 
    In deinem Alter geht das eigene Leben erst so richtig los. Und auch wenn es Zuhause schwierig ist, darfst du Spass haben und dich mit Freund:innen treffen. Es ist sogar sehr wichtig, dass du eine Freizeit hast. Erlebst du schöne Momente, wird es dir gut gehen und das wird dir wiederum helfen, dich in schwierigen Momenten stärker zu fühlen. Wenn du etwas für dich tust, bedeutet das nicht, dass du deine Familie vergisst.
    Du kannst einem Hobby nachgehen: eine Sportart, ein Instrument, Zeichnen, die Pfadi – alles, was dir Freude bereitet, ist erlaubt! Nutze Aktivitäten, die von der Schule angeboten werden, falls es welche gibt. Triff dich mit Freund:innen. Vielleicht magst du deine Freund:innen nicht zu dir nach Hause einladen, weil du fürchtest, dass sie deine Mutter oder deinen Vater betrunken sehen. Dann versuche dich so zu organisieren, dass ihr euch bei deinen Freund:innen Zuhause trefft. Frag deine Eltern, ob du an einem Ferienlager teilnehmen kannst, wo du mit anderen in deinem Alter zusammen bist.

Mehr Infos und Tipps, sowie die Möglichkeit anonym Hilfe online zu bekommen gibt es hier:

 

Häufige Fragen

Hilfe/Unterstützung in Liechtenstein

Für die Bevölkerung in Liechtenstein gibt es Möglichkeiten ein Informationsgespräch, Suchtberatung oder Suchttherapie in Anspruch zu nehmen. Zum Teil sind diese Angebote anonym und kostenlos nutzbar. Die Angebote sind für direkt Betroffene und für Angehörige (z.B. Eltern oder Partner:innen) zugänglich:

Links

Auf den folgenden Websites findest du weitere nützliche Informationen, Selbsttests, Quiz, Videoclips und vieles mehr zum Thema Alkohol:

 

Du hast Fragen zum Thema Alkohol, möchtest aber anonym bleiben? Kein Problem! Auf diesen Webseiten kannst du dir anonym und online deine Fragen beantworten lassen:

 

Wenn du deine eigenen Trinkgewohnheiten checken willst, bist du auf dieser Seite genau richtig:

 

Aktion Trocken ist eine App, die dir hilft deinen Alkoholkonsum immer im Blick zu haben:

 

Alkoholfreie Alternativen für deine nächste Party findest du hier:




Zuletzt aktualisiert: 09/2023
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