„Lasst uns mitreden!“ Zum jährlichen Höhepunkt der Jugendbeteiligung Liechtenstein, kurz jubel, zählt die Zusammenkunft von Jugendlichen mit Erwachsenen aus Politik, Wirtschaft und der Jugendarbeit zum gemeinsamen Austausch. Über 40 Klassensprecher:innen aus dem ganzen Land beteiligten sich am diesjährigen jubel-Forum, welches am 11.Mai im SAL in Schaan stattfand. An insgesamt acht Tischen tauschten sich Jugendliche mit 20 Erwachsenen zu verschiedenen jugendrelevanten Themen aus. In drei Gesprächsrunden wurde zu den Themen ihrer Wahl diskutiert und Ideen geschmiedet. Dabei geht es in erster Linie darum, den Jugendlichen einen Raum zu geben, in dem sie gehört und Lösungen erörtert werden. In seinen Begrüssungsworten erwähnte Regierungsrat Manuel Frick, dass «politisches Engagement kein Mindestalter kenne» und ermunterte die Jugendlichen, sich zu beteiligen und sich aktiv einzubringen. Gemeinsam seien sie in der Lage, ein zukunftsfähiges Zusammenleben zu schaffen und sich Herausforderungen wie beispielsweise dem Klimawandel zu stellen. Zudem sei das jubel-Forum ein gutes Übungsfeld, um das Diskutieren und Führen von Gesprächen mit Tiefgang zu erlernen, wie das bereits im alten Griechenland der Fall war. Mitentscheiden Im Vorfeld hatten sich Klassensprecher:innen in ihren Klassen nach Themen erkundigt, die 12- bis 16-Jährige am meisten beschäftigen. Des Weiteren konnten mittels einer Online-Pinnwand Anliegen und Vorschläge eingebracht werden. Aus dieser Auswahl trafen das jubel Kernteam, der “jubel-Squad”, gemeinsam mit der Programmleiterin Nathalie Jahn eine Auswahl und bereiteten die Themen für das Forum vor. Über mehrere Monate engagierten sich Julia Senti und Yigit Celik an den Vorbereitungen und moderierten gemeinsam mit Samantha Fernandes Da Silva vom aha – Tipps & Infos für junge Leute die Veranstaltung. Sieh dir diesen Beitrag auf Instagram an Ein Beitrag geteilt von aha-Tipps & Infos | Jugendinfo (@aha_liechtenstein) Themen Generation Krise – Psychische Gesundheit von Jugendlichen #Freundschaft #Freizeit #NoMobbing Es sind herausfordernde Zeiten, in denen Jugendliche heutzutage aufwachsen. Sie sind mit dem Klimawandel, der Corona-Pandemie und Krieg in Europa konfrontiert. Daneben die Sorgen im Alltag um die Schule, Familie oder im Freundeskreis. Über das Wohl der Jugendlichen wurde auch am Thementisch «Generation Krise – die psychische Gesundheit von Jugendlichen» diskutiert. Gemeinsam wurden Ideen gesammelt, wie sich die Befindlichkeit steigern lässt oder wo man sich im Notfall Unterstützung holen kann. Ein guter Freundeskreis, genügend Schlaf, Ablenkung und Entspannung (z.B. zocken, Musik), Sport/ Bewegung sind wichtig – ebenso wie feste Strukturen und genügend Pausen. Im Bereich der Schule wurde über einen späteren Schulbeginn diskutiert sowie darüber, dass die Prüfungen besser verteilt werden sollten (nicht alle gleichzeitig). Wichtige Anlaufstellen sind zum Beispiel das Sorgentelefon oder der/die Schulsozialarbeiter:in an deiner Schule. Vielfalt & Toleranz – Gleiche Chancen für Alle! #sagwas #allesindgleich #neinistnein Belästigungen können überall passieren. Es muss nicht immer eine sexuelle Belästigung sein, sondern kann auch rassistische Motive haben. Wenn so etwas passiert, ziehen wir uns zurück, verfallen in eine Schockstarre, haben Angst und zeigen nicht unser wirkliches Selbst. Es wurde darüber diskutiert, was man in solchen Fällen tun kann und dass es wichtig sei, die Stimme zu heben und es klar anzusprechen. Die Jugendlichen lernten, wie sie im Falle einer Belästigung vorgehen können und welches die wichtigen Anlaufstellen in Liechtenstein sind. Eine Sammlung der Anlaufstellen findet ihr bei der Infra. Schule von Morgen #Morgensport #Mittagspause? #no bodyshaming Das Thema Schule ist den Jugendlichen ein wichtiges Anliegen und daher ein Klassiker am jubel-Forum. Trotz des Titels „Schule von Morgen“ wurde vor allem die Ist-Situation analysiert, anstatt visioniert. Die Kleiderordnung ist an vielen Schulen in die Hausordnung integriert und für alle gültig. Die Klassensprecher:innen kritisierten jedoch, dass gewisse Lehrer:innen sich selbst Freiheiten nehmen. Es wurden Ideen wie Schuluniformen diskutiert oder die Möglichkeit einer moderierten, lösungsorientierten Diskussion zwischen Klassensprecher:in, Lehrer:innen und Schuldirektion. Eine 4-Tage Woche (dafür weniger Ferien) sowie ein späterer Schulstart (dafür kürzere Mittagspause) wurden wie die letzten Jahre sehr rege diskutiert. Ein weiterer interessanter Vorschlag wurde bezüglich Morgensport geäussert. Die Jugendlichen wünschen sich mit Sport bzw. mit Bewegung (ca. 10 min) in den Tag zu starten. Jugendbeteiligung – Räume für Jugendliche #Sportplatz #mehrAktivitäten #altersentsprechend In Liechtenstein ist Jugendbeteiligung gesetzlich verankert. In diesem Sinne werden Jugendliche in den unterschiedlichen Gemeinden auch in die Raumplanung aktiv mit einbezogen. Den Austausch im Rahmen von Workshops schätzen die Jugendlichen, gerade wenn es um die Planung eines Spielplatzes oder einer Sportanlage geht. Neben öffentlichen Räumen – wie etwa einem Jugendtreff – sind gerade auch private Räume für Jugendliche sehr wichtig. Hier können sie sich autonom ihren Raum gestalten und treffen sich mit Gleichgesinnten. Dabei geht es den Jugendlichen oft auch darum, überhaupt den Raum zu gestalten und diesen Prozess durchzumachen. Ansonsten treffen sich die Jugendlichen auch gerne an Plätzen, an denen etwas «los ist» (z.B. Post, McDonald’s, Bänke). Die Jugendlichen achten darauf, dass sie niemanden stören und nicht in Probleme geraten, wenn sie sich einen Ort aussuchen. Zudem wollen sie sich auch sicher fühlen. Dies gilt besonders für jüngere Jugendliche. Die Jugendlichen denken über die Gemeindegrenzen hinaus und vernetzen sich nicht nur in ihrem Wohnort. Die Jugendlichen sind recht zufrieden mit der Situation. Einzelne Ideen und Verbesserungsvorschlägen zu Räumen sind vorhanden. Es ist wichtig, dass die Jugendlichen wissen, an wen sie sich in der Gemeinde wenden können, falls sie ihre Räume „mitgestalten“ wollen. Dies konnte die Tischmoderatorin – als Beauftragte der Jugendkommission – gleich vor Ort beantworten. Nachhaltigkeit und Umweltschutz #plasticfreeliechtenstein #klimaneutraleSchule #getränkebrunnen Nachhaltigkeit und Umweltschutz sind Dauerbrenner am jubel-Forum. Der Klimawandel macht jungen Menschen Sorgen! Gemeinsam erörterten die Jugendlichen, wie unsere Welt 2030 aussehen könnte und was dringend bewahrt werden muss. Von Bienenschutz, Pflanzenvielfalt, Biodiversität ging es zu Themen wie nachhaltige Raumplanung, nachhaltiges Wohnen und grüne Mobilität. «Können wir alleine überhaupt was bewirken?», fragte ein Schüler während des Tischgesprächs in die Runde. Gemeinsam wurde diskutiert, dass alle bzw. jede:r Einzelne etwas bewirken kann! Jemand muss die Initiative ergreifen und Leute inspirieren, indem man vorlebt, wie es anders gehen könnte. Nachhaltigkeit im Schulkontext wurde ebenfalls angesprochen. Die Wünsche der Jugendlichen nach mehr Abfalltrennung und Automaten mit Glasflaschen kamen bereits vergangenes Jahr auf den Tisch! Die politischen Forderungen sind: Bessere Fahrradwege in Liechtenstein Der Natur Raum geben (Schutzzonen für die Natur, Raumplanung landesübergreifend, Gemeinschaftsgärten in der Schule, Wahlfach Imkern im Gymnasium (gute Idee! Mehr verbreiten.) Klimaneutrale Schulen in Liechtenstein Raum/ Unterschlupf für Wildtiere bei allen Bauprojekten Ressourcen zur Verfügung stellen über kreative Ideen zu informieren und zu sensibilisieren Getränkebrunnen (nicht nur Wasser) in der Schule (statt Plastikflasche) Getränke-Automat mit eigenen Gläsern/Bechern (statt Plastik) Umweltworkshops an Schulen/Projektwochen (gemeinschaftliche Aktionen etc.) Fake News #kleingedrucktes #keepitreal #allesdurchschauen #quellenchecken Junge Leute von heute wurden in eine digitale Welt geboren. Mit Social Media Kanälen wie Instagram, TikTok, Snapchat, Youtube oder anderen Plattformen sind sie vertraut und aufgewachsen. Mit dem Thema Fake News gehen sie reflektiert um und haben ein gutes Vorwissen. Sie diskutierten darüber, wie wichtig das selbst nachdenken, ebenso wie das Checken von Quellen wichtig sei. Vor allem sollte man nicht nur einer Quelle trauen, sondern mehrere zurate ziehen. Zeitungen sind vertrauenswürdigere Quellen als beispielsweise TikTok, welches bezüglich Fake News eher schlecht abschnitt. Die Jugendlichen gaben sich gegenseitig hilfreiche Tipps sowie Websites, die auf das Prüfen von Fakten spezialisiert sind. Viele Jugendlichen vertraten die Meinung, dass vor allem die Erwachsene auf «Fake News» hereinfallen und oft unreflektiert Videos weiterschicken. Selbstverwirklichung und Identität #Selbstvertrauen #Zukunftsträume #Passion #Erfolg #Zufriedenheit Die Jugend ist eine spannende, aber manchmal auch herausfordernde Zeit. Was ist mir wichtig? Was möchte ich später werden? Was erwarten die Eltern, die Schule, meine Freund:innen oder die Gesellschaft von mir? Über diese und weitere Fragen tauschten sich die Jugendlichen mit den Erwachsenen am Thementisch „Selbstverwirklichung und Identität“ aus. Besonders wichtig sind den Jugendlichen ihre Freizeit und Hobbys sowie ihre Freund:innen . Eine Klassensprecherin erwähnte, dass ihr Hobby Judo sei, was sie stark macht und sie als Person auszeichnet. Der Zusammenhalt mit Freund:innen sei ihnen wichtig, ebenso wie zwischendurch auch Zeit für sich zu haben und in der Natur zu sein. Ein weiterer Schüler erwähnte, dass ihm besonders seine persönlichen Werte wichtig sind, wie beispielsweise, dass niemand diskriminiert wird, alle die gleichen Rechte erhalten und wir in Frieden und Sicherheit miteinander reden können. Viele Jugendliche wissen trotz ihres jungen Alters, was sie wollen und was sie später erreichen wollen! So sind bereits Berufswünsche klar sowie der Wunsch, durch die Welt zu reisen und andere Orte und Menschen kennenzulernen. “ Jugendliche sollen immer an sich glauben und für das kämpfen, was sie wollen“ (Anika) Sucht #sucht #toomuch #Lösungfinden Zunächst wurde über die verschiedenen Arten von Süchten wie Essen, Internet, Gaming, Spielsucht, Nikotin oder Alkohol diskutiert. Die Jugendlichen erwähnten, dass es wichtig sei, es nicht zu übertreiben, damit man die Kontrolle behält. Man müsse versuchen, konsequent zu bleiben und andere spannendere Alternativen zu schaffen. Die Jugendlichen haben Bedarf, darüber zu reden und sich auszutauschen. In den vergangenen Jahren hat auch der Drogenkonsum in Liechtenstein zugenommen und ist zum Problem an öffentlichen Plätzen oder in Schulen geworden. Wichtige Anlaufstellen sind bei der Suchtprävention zu finden. Interesse oder weitere Fragen? Meldet euch bei nathalie@aha.li Fotos Weitere ArtikelTeam Green: Gestalte die Zukunft mitProjekt CanvasGruppenspiele/Energizerjubel-Forum 2024jubel-Forum 2023Mini-Bildungskonferenz Zuletzt aktualisiert: 08/2022