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Diskriminierung melden


Diskriminierung ist strafbar – Toleranz ist dein Recht

 

Wusstest du…

… dass du Diskriminierungs-Vorfälle in Liechtenstein melden kannst?


 

Hast du selbst oder jemand, den du kennst Diskriminierung erfahren? Dann kannst du dich an den Verein für Menschenrechte (VMR) wenden und eine (anonyme) Meldung machen!

Warum solltest du Diskriminierung melden?

Es gibt gleich zwei gute Gründe, warum du Diskriminierungs-Vorfälle melden solltest:

  1. Hilft dir der Verein für Menschenrechte abzuklären, ob der Vorfall auch strafrechtliche Konsequenzen für den/die Täter:in hat, klärt dich über die nächsten Schritte auf und begleitet dich auf dem weiteren Weg.
  2. Hilfst du durch das Melden, eine gute Statistik der Diskriminierungs-Vorfälle zu erstellen. Das ist wichtig, denn dadurch wird aufgezeigt, dass Diskriminierung auch in Liechtenstein ein Problem ist. Dann ist die Politik gefordert zu handeln und mehr dagegen zu unternehmen.

WICHTIG: Du kannst eine Diskriminierung auch melden, wenn du sie beobachtet hast und nicht selbst davon betroffen warst!

Wie funktioniert die Meldung?

Du hast zwei Möglichkeiten:

  1. Kontaktiere den VMR (Verein für Menschenrechte) per Mail (info@vmr.li) oder telefonisch: +423 230 22 40
  2. Mache eine Meldung über das Kontaktformular auf der Website des VMR: menschenrechte.li/contact/
    Dort kannst du die Meldung auch ohne Namen (anonym) machen.

WICHTIG: Wenn du eine persönliche Beratung oder Abklärung in Bezug auf deine rechtlichen Möglichkeiten möchtest, darf die Meldung NICHT anonym sein & du musst angeben, wie man dich kontaktieren kann.

Was ist eine Diskriminierung?

Diskriminierung heisst, dass du wegen eines persönlichen Merkmals, z.B. deiner Religion, deines Geschlechts, deiner Herkunft (dazu gehört z.B. auch Sprache oder Hautfarbe), deines Alters, deiner sexuellen Orientierung oder einer Behinderung benachteiligt, herabgesetzt oder (körperlich oder verbal) angegriffen wirst.

Welche Diskriminierungsformen sind strafbar?

Wenn du zum Beispiel wegen deines Geschlechts oder deiner sexuellen Orientierung öffentlich beschimpft, herabgesetzt, bedroht oder lächerlich gemacht wirst oder weil du z.B. ein Kopftuch trägst, eine andere Sprache sprichst, eine Behinderung hast, einer bestimmten Kultur oder Religion angehörst oder eine bestimmte Weltanschauung vertrittst, dann ist das strafbar. Leider ist es nur strafbar, wenn es öffentlich passiert – also z.B. an der Bushaltestelle, auf dem Pausenhof, in einem Restaurant.

Ausserdem ist es strafbar, wenn man dich wegen dieser Merkmale daran hindert, öffentliche Orte zu betreten oder allgemeine Dienste in Anspruch zu nehmen – also z.B. ein Kino, eine Bar oder ein Restaurant zu besuchen, das Hallenbad zu betreten oder Bus zu fahren.

Wenn diskriminierende Inhalte (Sprüche, Fotos, Videos) verteilt und verbreitet werden – z.B. über soziale Medien, dann ist das ebenfalls strafbar.

Für dich da!

Wenn du nicht genau weisst, ob du ein Vorfall melden sollst oder nicht alleine zur Beratung gehen möchtest – wir vom aha sind für dich da, begleiten dich gerne und machen die Meldung mit dir gemeinsam.

Podcast-Serie

Wir haben mit acht queeren Menschen aus Liechtenstein über das Thema Alltagsdiskriminierung gesprochen. Die Podcasts kannst du hier nachhören.

Podcast 

Links

 

„GliichAndersch!“


Vielfalt, Toleranz und Gleichberechtigung

Das Jahresprojekt der Stiftung Offene Jugendarbeit Liechtenstein „GliichAndersch“ beschäftigt sich mit Vielfalt, Gender und Ungleichheiten, soll Klischees aufbrechen und Vorurteile abbauen. Neben der Bearbeitung dieser Themen in den Treffs werden verschiedene Veranstaltungen und Workshops durchgeführt.

Im Rahmen des Jahresprojekts der OJA Liechtenstein finden in den nächsten Wochen und Monaten unterschiedliche Events statt, die zur Auseinandersetzung mit den Themen Vielfalt, Gender und Ungleichheit anregen. Die Teilnahme an den Events ist für Jugendliche natürlich immer kostenlos!

Es sind folgende Veranstaltungen geplant:

2. April: 5 Speaker:innen erzählen
Erfahrungen von untypischen Berufsleuten. 
11. Juni: Pride Liechtenstein
Der Verein „Flay“ veranstaltet die erste Pride in Liechtenstein.
25. Juni: Overdose-Music Festival
Konzerte, Food & Drinks.
25. Juni: Zivilcourage Workshop
Einschreiten statt wegsehen.

 

Valentinstag – der Tag der Klischees


Der 14. Februar wird als Tag der Liebe gefeiert. Von allen Seiten wird mit kitschiger Dekoration und Werbung darauf aufmerksam gemacht. Romantisch oder doch eher überholt?

Feier für Heteropaare

Jedes Jahr am 14. Februar feiert die Werbeindustrie den Valentinstag und gleichzeitig damit die heterosexuelle Beziehung. Die Vermarktung des Valentinstags geschieht hauptsächlich mithilfe von Darstellungen von heterosexuellen Paaren. Asexuelle Menschen, polyamoröse Beziehungen und das vielfältige LGBTQI+-Spektrum werden dabei praktisch aussen vorgelassen (Falls du nicht weisst, was die Begriffe bedeuten kannst du es hier und hier nachlesen).
Durch die Inszenierung des vollkommenen Glücks einer Liebesbeziehung zwischen 1 Mann und 1 Frau als DAS zu erreichende Ziel wird die Vielfalt an anderen Lebensformen ausgeklammert.

Geschlechterrollen und Werbung

Das Bewerben des Valentinstags stellt nicht nur die Heterosexualität in den Vordergrund, sondern reproduziert auch Klischees und die längst überholte Rollenaufteilung zwischen Mann und Frau. Meist kauft der Mann dabei der Frau Blumen oder Ähnliches und die Frau zeigt sich demütig dankbar, nicht selten in Form von körperlicher Zuneigung. Die Werbekampagne des Unternehmens «Bloomydays», die 2015 veröffentlicht wurde, zeigt dies gut auf. Mithilfe des Slogans «Je schöner die Blumen, desto schöner das Dankeschön» neben dem Bild einer Blume, die eine Vulva symbolisiert, werden mehrere problematische Dinge angedeutet. Beispielsweise, dass Männer, um ihre Partnerin zu beschenken, die Aussicht auf Sex benötigen, dass Sex zu einem erfolgreichen Valentinstag dazu gehört oder die logische Gegenleistung einer Frau für ein paar geschenkte Blumen eines Mannes Sex ist.


Bildquelle: Twitter

Was man einem geliebten Menschen zum Valentinstag schenken möchte oder auch nicht, ist jedem und jeder selbst überlassen. Es ist per se nichts Falsches daran, am Valentinstag Blumen zu verschenken. Über ein Geschenk oder eine Geste, die von Herzen kommt, freuen wir uns alle. Selbstverständlichkeiten und Geschlechterrollen, die mithilfe von Werbung transportiert und vorgelebt werden, sollten allerdings kritisch hinterfragt werden. Des Weiteren sollte sich niemand zu etwas gezwungen sehen, nur weil der 14. Februar ist, weder zum Kauf eines Geschenkes noch zu Sex oder Zuneigung irgendwelcher Art.

Der 14. Februar schafft es alljährlich wieder mit Geschlechterklischees und Stereotypen aufzufahren und den Fortschritt in Sachen Gleichstellung, Geschlechtervielfalt und Diversität in Vergessenheit
geraten zu lassen.
Liebe und Aufmerksamkeit unseren Mitmenschen gegenüber sollten nicht datiert sein.

Weiterführende Links

Kein Platz für Sexismus


Am 15. September 2021 fand die Auftaktveranstaltung zur überregionalen Dachkampagne „Kein Platz für Sexismus“ am Bahnhof ins Schaan statt.

 

«Hesch mega geili Brüscht – dörfi amol?», «Hey Schätzle, wohi gosch?», «Dich würd‘ ich gern mal f****!». Von Genf über Zürich in die Ostschweiz und nach Liechtenstein: Überall erleben Frauen – aber auch Männer – sexuelle Belästigung. Das bestätigt auch eine aktuelle Studie von Amnesty International Schweiz. Laut dieser hat mehr als die Hälfte aller befragten Frauen (59 Prozent) eine Belästigung in Form von unerwünschten Berührungen, Umarmungen oder Küssen erlebt. Weiter sehen sich Mehrheiten mit sexuell suggestiven Kommentaren und Witzen, mit einschüchterndem Anstarren, unangenehmen Avancen und aufdringlichen Sprüchen über den eigenen Körper konfrontiert. Ort des Geschehens? In den meisten Fällen die Strasse, der öffentliche Verkehr oder Bars und Clubs. Zudem haben 57 Prozent der unter 30-Jährigen bereits sexuell eindeutige Nachrichten auf Online-Kanälen erhalten, viele davon auch Fotos und Bilder.

 

Bilder: Tatjana Schnalzger & aha

Umfrage von infra und aha

In Liechtenstein gibt es keine Erhebung zu diesem Thema. Die infra musste 2020 jedoch einen markanten Anstieg (50% mehr als im 2019) an Beratungen zu Gewalt gegenüber Frauen (körperliche, sexuelle, psychische oder wirtschaftliche Gewalt) feststellen. Die vielen Beratungen zeigen deutlich, dass die «me too» Debatte auch in Liechtenstein angekommen ist und das Bedürfnis nach Information und Beratung gross ist. Die infra musste davon ausgehen, dass die Hemmschwelle für sexistisches Verhalten und sexuelle Belästigung in den letzten Jahren generell gesunken ist. Sie nahm deshalb mit dem aha Kontakt auf, da vermutlich junge Frauen ganz besonders davon betroffen sind, was diese auch bestätigten. Gemeinsam wollten die beiden Organisationen herausfinden, welche Art sexueller Belästigungen hier erfahren wird, welche sexistischen Sprüche sich Frauen (und seltener auch Männer) anhören müssen und an welchen Orten diese fallen. Sie lancierten dazu Ende Mai eine Umfrage. Um auch ein jüngeres Publikum zu erreichen, entschieden sie sich in Absprache mit einer Gruppe interessierter Jugendlicher und jungen Erwachsenen für eine Online-Umfrage. Diese wurde sowohl über klassische Medien (Liewo und RadioL) wie auch über die Webseiten der infra und des aha sowie über Online-Kanäle (Facebook & Instagram) gestreut. Bis Mitte Juli haben rund 200 Personen an der Umfrage teilgenommen.

Auch in Liechtenstein sind viele Personen (zum Grossteil Mädchen und Frauen) von sexistischer und sexueller Belästigung betroffen. Dies zeigen die Ergebnisse der Umfrage deutlich. Sexuelle Belästigung findet offenbar zu einem grossen Teil im öffentlichen Raum statt. Davon entfallen rund 25% auf den Ausgang. Zudem wurden auch 29% der Teilnehmenden schon auf der Strasse, im ÖV/Taxi, im Einkaufsgeschäft oder im Fitnessstudio belästigt oder bedrängt. Ein geringerer, aber nicht unerheblicher Anteil von 15% hat sexistische und sexuelle Belästigung im Internet erlebt.

Die Sprüche und Kommentare, die sich vor allem Frauen und Mädchen anhören müssen, sind schockierend.

 

Überregionale Dachkampagne

Auf der Basis dieser Umfrage entstand die Kampagne «Kein Platz für Sexismus», an der sich mittlerweile auch der Fachbereich Chancengleichheit, das kantonale Kompetenzzentrum Integration und Gleichstellung (KIG) St. Gallen sowie die Abteilung Chancengleichheit Appenzell Ausserrhoden beteiligen. Mit unterschiedlichen Massnahmen soll ein Zeichen gegen sexuelle Belästigung gesetzt werden. Sexuelle Verhaltensweisen, die tagtäglich passieren und nicht selten als «harmlos» und/oder «tolerierbar« eingestuft werden, sollen öffentlich sichtbar gemacht werden und zum Nachdenken anregen.

Plakatkampagne
Die überregionale Dachkampagne plant u. a. im Frühling 2022 eine breit angelegte Plakataktion in Liechtenstein, St. Gallen und Appenzell Ausserrhoden. Angelehnt an die internationale Bewegung der Catcalling-Accounts werden reale Sprüche und Kommentare auf Plakaten im öffentlichen Raum publiziert – dort, wo Frauen und Männer sie tagtäglich erleben. Mit der Aktion wird die Bevölkerung aufgefordert, hinzuschauen und sich dem Ausmass an sexueller Belästigung bewusst zu werden. Die Plakatkampagne soll zudem als Grundlage dienen, sich über gängige Geschlechterstereotypen und -hierarchien sowie gewaltbegünstigende Geschlechternormen zu unterhalten – und diese gemeinsam zu hinterfragen.
Sind solche Äusserungen wirklich «normal»? Welche Vorstellungen und Strukturen begünstigen ein solches Verhalten? Und was können wir als Individuen aber auch als Gesellschaft dagegen tun?

Gemeinsame Haltung und Empowerment
Nebst Sichtbarmachung, Sensibilisierung und Reflexion stehen für die Projektträgerinnen auch die Stärkung einer gemeinsamen Haltung in der Gesellschaft sowie das Empowerment betroffener Personen im Fokus. Gemeinsam soll ein Beitrag dazu geleistet werden, dass sich alle Menschen im öffentlichen Raum sicher und frei bewegen können – ohne Angst belästigt zu werden. Unterstrichen wird diese Botschaft mit dem eingängigen Kampagnen-Slogan «Mein Körper. Mein Raum. Mein Recht.»

Lokal organisiertes Rahmenprogramm
Im Rahmen dieser Kampagne sind verschiedene Informationsveranstaltungen und Workshops für unterschiedliche Zielgruppen geplant. Organisiert werden sie von verschiedenen Organisationen.

  • 22. September 2021                     Selbstbehauptungskurs für Mädchen
  • April 22                                          Selbstverteidigungskurs für Mädchen und junge Frauen
  • Juni 22                                           Informationsveranstaltung zum Thema Belästigung im öffentlichen Raum
  • August 22                                      Workshop zum Thema sexuelle Belästigung am Arbeitsplatz
  • November 22                                Informationsveranstaltung zum Thema sexuelle Belästigung am Arbeitsplatz

 

Bodenkleber-Aktion & Auftaktveranstaltung in Liechtenstein

Die Auftaktveranstaltung fand am 15. September am Busbahnhof in Schaan statt. Den Busbahnhof haben wir für unsere Auftaktveranstaltung ausgesucht, weil sexuelle Belästigung oft im ÖV und an den Haltestellen/am Bahnhof vorkommt. Auf Bodenklebern wurden die gesammelten Sprüche präsentiert, die komplett fehl am Platz sind. Sie sollen wie später auch die Plakate die Bevölkerung aufrütteln und zum Nachdenken anregen. Die Bodenkleber sind/waren am Busbahnhof in Schaan, am Lindaplatz (Schaan), in Bendern bei der Post und im Städtle Vaduz sichtbar.

Die Kleber erzählen eine Geschichte. Links lesen wir Ort und Zeit des Geschehens, dann den gefallenen Spruch, gefolgt von einem grossen Kreuz/X, das sagt: Das geht gar nicht!, dem Claim, der das Selbstbewusstsein stärken will «Mein Körper, Mein Raum, Mein Recht» und dem Kampagnenslogan «Kein Platz für Sexismus».

Neben den Bodenbklebern sind/waren zudem Clips der Kampagne auf den Screens in den Bussen zu sehen:

Anwesend waren neben der infra und dem aha auch die offene Jugendarbeit (OJA) und die Gruppe catcallsof.fl.

Die OJA bot vor Ort eine Spray-Aktion an, bei der sich Jugendliche und junge Erwachsene auf kreative Art und Weise mit dem Thema Sexismus und sexuelle Belästigung auseinandersetzen konnten. Eine «Chill-out Area» lud Jung und Alt dazu ein, in gemütlicher Atmosphäre miteinander ins Gespräch zu kommen. Im offenen Mädchen*treff Queens können sich Mädchen* verschiedenen Alters in einem freien, geschützten und zwanglosen Kontext treffen und austauschen. Zusätzlich gibt es verschiedene Angebote und Workshops mit geschlechterreflektiertem Zugang.

catcallsof.fl ist eine Initiative des Vereins Merkwürdig nach dem Vorbild @catcallsofny, die den Anstoss für eine weltweite Bewegung gegeben hat. Die Idee dahinter ist so simpel wie effektiv: Mit Strassenkreide sollen Erfahrungen und Erlebnisse mit Catcalling und anderen Formen von sexueller Belästigung im öffentlichen Raum platziert und so die Aufmerksamkeit, die Allgegenwärtigkeit und das Ausmass dieses Problems sichtbar gemacht werden. Diese Aktionen werden auch auf Plattformen wie Instagram gestellt und geteilt.

Zum Nachlesen/Nachhören

Equal Pay Day


Der Equal Pay Day ist der Tag, ab dem Frauen für ihre Arbeit im betreffenden Jahr bezahlt werden. Klingt erst mal unlogisch? Dann mach dich im Beitrag schlau, was es mit dem Equal Pay Day genau auf sich hat.

 

Was ist der Equal Pay Day?

Männer und Frauen sind in Liechtenstein vor dem Gesetz seit 1999 gleichgestellt – die Gleichstellung der Geschlechter ist in der Verfassung und im Gleichstellungsgesetz verankert. Zudem ist die Nichtdiskriminierung von Frau und Mann am Arbeitsplatz ein grundlegendes menschenrechtliches Prinzip. Leider stimmt das so nur in der Theorie – die Praxis sieht, wie so oft, leider anders aus. Denn wie aus der Lohnstatistik von 2020 herausgeht, verdienen Frauen in Liechtenstein  immer noch 14 Prozent weniger als die männlichen Kollegen. 60% des sogenannten „Gender Pay Gap“ (= Unterschied zwischen dem durchschnittlichen Brutto-Stundenlohn von Mann und Frau) lassen sich auf Qualifikation, Ausbildung, Branche oder Erwerbsbiografien zurückführen. Das heisst, dass bei 60% und gleicher Anstellung der Mann aufgrund einer höheren Schulbildung oder mehr Erfahrungsjahren besser bezahlt wird. Bei den restlichen 40% liegt allerdings kein Unterschied hinsichtlich der Ausbildung oder der Erfahrung vor und ist somit diskriminierend, weil kein gleicher Lohn trotz gleicher Ausbildung, Arbeit und Qualifikation.

Equal Pay Day in Liechtenstein

Der Tag der Lohngleichheit oder Equal Pay Day soll auf den angesprochenen Lohnunterschied zwischen Frau und Mann aufmerksam machen. Da sich die Lohnschere zum Glück die letzten Jahre immer mehr verringert hat, fällt der Equal Pay Day auch jedes Jahr auf einen anderen Tag. 2024 ist der Equal Pay Day in Liechtenstein am 20. Februar. Konkret bedeutet das, dass die erwerbstätigen Frauen in Liechtenstein bis dahin gratis gearbeitet haben, während ihre männlichen Kollegen bereits seit dem 1. Januar ihren Lohn erhalten haben.

Warum gibt es den Gender Pay Gap?

Der Gender Pay Gap hat viele Gründe.

Ein Grund für den Gender Pay Gap könnte beispielsweise der „Karrierebruch“ sein, wenn Frauen aufgrund von Mutterschaft eine Auszeit vom Arbeitsmarkt nehmen, infolge dessen bei jährlichen Lohnerhöhungen nicht berücksichtigt werden und nach der Rückkehr in die Arbeitswelt (nur noch) Teilzeit arbeiten und Kinder bzw. kranke und/oder alte Angehörige hauptsächlich betreuen (= Care-Arbeit). Ebenfalls lässt sich ein Teil des Gender Pay Gaps damit erklären, dass man wenig(er) Frauen in leitenden Funktionen, die grundsätzlich besser bezahlt sind, findet. Frauen sind auch häufig in „typisch weiblichen“ und sozialen Berufen tätig, bei denen die Löhne im Vergleich zu männerdominierten Branchen wesentlich niedriger sind. Andere Meinungen gehen davon aus, dass Frauen eben weniger Überstunden machen oder dass sie seltener oder schlechter als Männer ihr Gehalt, Bonuszahlungen oder Beförderungen verhandelten.

Kurz zusammengefasst sind es also folgende Gründe:

  • Karriereunterbrechung (Mutterschaft)
  • Teilzeitarbeit (Kinder bzw. kranke und/oder alte Angehörige betreuen = Care-Arbeit)
  • Wenig(er) Frauen in Führungspositionen
  • Allgemein geringere Bezahlung in „typisch weiblichen“ und sozialen Berufen
  • Frauen verhandeln ihr Gehalt, Bonuszahlungen oder Beförderungen tendenziell schlechter oder weniger/gar nicht

Lösungsansätze

Eigentlich wäre es ganz einfach: Frauen müssen für die gleiche Arbeit auch den gleichen Lohn bekommen. Damit das gelingt, braucht es mehr Transparenz.

In der Schweiz sind beispielsweise seit dem 1. Juli 2020 Unternehmen mit mehr als 100 Mitarbeitenden verpflichtet, alle vier Jahre eine betriebsinterne Lohnanalyse durchzuführen und diese von externen unabhängigen Stellen prüfen zu lassen. Damit soll der Lohnunterschied von Frauen und Männern verringert werden. In Liechtenstein sind solche Lohnanalysen nicht verpflichtend – sie können aber freiwillig durchgeführt werden. Eine solche Verpflichtung zur Lohnanalyse sollte laut Lilit Keucheyan vom LANV auch in Liechtenstein diskutiert werden (Quelle: Vaterland vom 23.02.2021). Denn leider sind es noch sehr wenige Betriebe in Liechtenstein, die eine solche freiwillige Lohnanalyse durchführen – keine Bank in Liechtenstein hat bisher teilgenommen, obwohl die Statistik zeigt, dass bei den Finanzdienstleistern die höchsten Lohnunterschiede bestehen.
Die meisten Betriebe, die eine Lohnanalyse vornehmen lassen, sind erstaunt über die Ergebnisse erstaunt, weil sie davon ausgehen, gerechte Löhne zu bezahlen. Werden Diskriminierungen aufgedeckt, muss der Betrieb reagieren und die Löhne angleichen. Dafür wird ein entsprechendes Budget benötigt, das in der derzeitigen wirtschaftlich unsicheren Situation nicht unbedingt vorhanden ist. 

Doch es geht nicht „nur“ um Lohngleichheit. Damit eine Gleichstellung von Frau und Mann auf allen Ebenen gelingt, ist aber auch die Gesellschaft als Ganzes gefordert. Wir brauchen ein Umdenken in den Köpfen der Menschen. Die Rollenbilder müssen aufgebrochen werden, aber auch die unbezahlte Care-Arbeit muss besser zwischen Frauen und Männern aufgeteilt werden. Wer eine Auszeit für die Kindererziehung oder die Pflege alter Menschen nimmt, darf dadurch nicht benachteiligt werden. Dabei geht es nicht darum, ob Frau oder Mann die Auszeit nimmt – es geht darum, wie sie diese Aufgaben gemeinsam meistern können. Familien- und Pflegearbeit muss mehr wertgeschätzt und entlohnt werden.

Daneben ist es wichtig, dass es gesetzliche Rahmenbedingungen geschaffen werden, die die Ausbildung von Mädchen und Frauen fördern, traditionelle Rollenbilder beseitigen und  die Vereinbarkeit von Familie und Beruf ermöglichen. Nur so kann der Gender Pay Gap nachhaltig verringert werden.

Was für Folgen hat die Lohnungleichheit?

Die Diskriminierung aufgrund des Gender Pay Gaps hat weitreichende Folgen für das gesamte Leben einer Frau, aber auch für Unternehmen.

Wegen des Gender Pay Gaps entgeht vielen Frauen Einkommen, welches sie und ihre Familien nicht ausgeben können; sie sind dadurch auch mehr und öfter auf Sozialleistungen angewiesen.

Neben dem Gender Pay Gap gibt es dann im Alter auch noch den Pension Pay Gap. Frauen, die ein Leben lang aufgrund der oben genannten Gründe weniger verdient haben als Männer, bekommen im Durchschnitt auch eine deutlich niedrigere Rente als Männer, da sie aufgrund niedriger Bezahlung auch weniger finanziell vorsorgen (können). Dies führt dazu, dass der Frauen-Anteil bei den von Altersarmut betroffenen Menschen deutlich höher ist.

Auch für Betriebe gibt es direkte Folgen: Ungerechtigkeiten bei der Bezahlung verschlechtern das Betriebsklima und senken die Arbeitsmotivation.

 

Weitere Links

Politisch aktiv werden


Du möchtest dich gerne selber (politisch) engagieren und aktiv werden? In Liechtenstein hast du zahlreiche Möglichkeiten dazu.

 

Videoreportage zum Thema Partizipation von Kindern und Jugendlichen in Liechtenstein

In diesem Beitrag werden die hier aufgelisteten Möglichkeiten zur Partizipation von Kindern und Jugendlichen noch einmal genauer beschrieben und weitere Möglichkeiten vorgestellt:

Jugendbeteiligung Liechtenstein (jubel)


jubel backstage (+)


Jugendrat Liechtenstein

aha-Jugendteam

Werde Teil des aha Jugendteams und engagiere dich als aha-Reporter*in und/oder als aha-Botschafter*in. Im aha-Jugendteam hast du die Möglichkeit, gemeinsam mit anderen Jugendlichen deine Ideen in Form von Beiträgen, Social Media Posts, Interviews, Videos, Podcasts oder anderen (grösseren) Projekte umzusetzen.

 

Weitere Links

Linksammlung zu (aktuellen) politischen Themen und weiteren Möglichkeiten, sich (politisch) zu engagieren:

Internationaler Tag gegen Gewalt an Frauen


Schon seit 1981 organisierten Menschenrechtsorganisationen alljährlich zum 25. November Veranstaltungen, bei denen es um die Einhaltung der Menschenrechte von Frauen und Mädchen ging.

 


 

Hauptsächlich geht es dabei um Themen wie Zwangsprostitution, sexuellem Missbrauch, Sextourismus, Vergewaltigung, häuslicher Gewalt und Zwangsheirat. Im Jahr 1999 setzte die UN-Generalversammlung den 25. November als internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen fest. Somit soll alljährlich das öffentliche Interesse auf die Gewalt gegen Frauen gelenkt werden.

Weltweit erlebt mehr als jede dritte Frau in ihrem Leben häusliche oder sexuelle Gewalt.

Short Facts: Gewalt gegen Frauen weltweit

Gewalt gegen Frauen – auch in Liechtenstein?

Laut der Studie „Gewalt hat kein Zuhause“, die 2003 in Vorarlberg, Liechtenstein und dem Kanton St. Gallen durchgeführt wurde, gaben 29 % der befragten Liechtensteinerinnen an, selber Gewalt in einer Beziehung erlebt zu haben. In Vorarlberg und St. Gallen sind diese Zahlen jeweils etwas tiefer. 67 % von denen, die bereits Gewalt erfahren haben, gaben an, dass sie sich von solchen Beziehungen trennen konnten. Aber den restlichen 33 % gelang dies nicht. In Liechtenstein betreut das Frauenhaus von Gewalt betroffene Frauen. Zitat aus dem Jahresbericht 2019:

Im Jahr 2019 haben über 70 Personen die professionelle Unterstützung des Frauenhauses Liechtenstein in Anspruch genommen.

Was ist psychische Gewalt?

Unter Gewalt versteht man normalerweise körperliche Gewalt, also Schläge, Totschlag, körperliche Verletzungen, sexuelle Übergriffe und Ähnliches. Körperliche Gewalt wird von der Öffentlichkeit sehr schnell wahrgenommen, da man Verletzungen und blaue Flecken sehr leicht erkennt.
Dies trifft aber nicht bei psychischer Gewalt zu. Körperliche Wunden heilen nach einer Zeit, während mentale lebenslang andauern können. Psychische Gewalt kann zu lebenslangen Depressionen und Beeinträchtigungen führen. Dazu gehören: Drohung, Nötigung, Freiheitsberaubung, Erniedrigung, Demütigung, Missachtung, Beleidigung, Erzeugung von Schuldgefühlen, Beschimpfungen und Einschüchterungen, Blossstellen in der Öffentlichkeit und Unterdrückung des freien Willens.
 


 

16 Tage gegen Gewalt an Frauen

Ab dem 25. November werden 16 Tage lang in verschiedenen Ländern weltweit Gebäude und Wahrzeichen in Orange getaucht. Zum Beispiel der Tower of London, die Mailänder Scala und das Wiener Burgtheater.

Das Fokusthema der «16 Tage gegen Gewalt an Frauen*» 2021 ist sexualisierte Gewalt. In Liechtenstein finden 2021 folgende Aktionen statt:

Weitere Infos & (online) Veranstaltungstipps rund um die Kampagne «16 Tage gegen Gewalt an Frauen*» gibt es hier.

Beratungsstellen in Liechtenstein

 


 

Coming-out


Mit Coming-out ist der Prozess gemeint, bei dem man sich seiner eigenen sexuellen Orientierung oder Geschlechtsidentität bewusst wird & sie auch gegenüber anderen Menschen – also Freund/innen, der Familie und Bekannten öffentlich vertritt.

 

 
Coming-out („Herauskommen“) bedeutet, dass man sich selbst & seine sexuelle Orientierung/Geschlechtsidentität akzeptiert und in einem weiteren Schritt auch das Umfeld darüber informiert. Man spricht dann davon, dass sich jemand „outet“ oder „geoutet hat“.

Es gibt zwei Arten des Coming-outs:

  • das innere und
  • das äussere Coming-out

Das Coming-out ist mit grossen Vorteilen verbunden und in den meisten Fällen hat es auf lange Sicht positive Auswirkungen auf dein Leben. Dazu gehören:

  • Du musst dich nicht mehr verstecken und kannst ganz zu dir und deinen Gefühlen stehen.
  • Du musst keine Ausreden mehr erfinden und kannst offen und ehrlich zu den anderen sein.
  • Du triffst eher auf gleichgesinnte Menschen.

Das Coming-Out ist auch mit einigen Nachteilen verbunden, die normalerweise mit der Zeit seltener auftreten oder an Wichtigkeit verlieren:

  • Du wirst Vorurteilen begegnen und durch gewisse Reaktionen wahrscheinlich verletzt werden.
  • Deine Eltern, Geschwister und Freunde werden möglicherweise einige Zeit brauchen, bis sie mit der neuen Situation umgehen können.

Sexuelle Orientierung und Geschlechtsidentität

Sexuelle Orientierung beschreibt, von welchem Geschlecht wir uns angezogen fühlen, beziehungsweise ob wir uns überhaupt von einem Geschlecht sexuell angezogen fühlen. Wenn sich eine Frau von einem Mann angezogen fühlt und umgekehrt spricht man von Heterosexualität. Menschen gleichen Geschlechts, die sich voneinander angezogen fühlen, bezeichnet man als Homosexuelle. Daneben existieren noch eine Vielzahl weitere sexuelle Orientierungen wie pansexuell, asexuell oder demisexuell…

Die Geschlechtsidentität gibt an, welchem Geschlecht wir uns zugehörig fühlen. Also ob ich mich als Junge oder Mädchen sehe oder mich gar nicht in eine dieser Kategorien einordnen möchte. Transgender beispielsweise sind Personen, welche sich nicht wohl mit ihrem biologischen Geschlecht fühlen. Ein Junge wäre lieber ein Mädchen und umgekehrt. 

Genaueres zu den unterschiedlichen sexuellen Orientierungen und Geschlechtsidentitäten erfährst du hier.

 

Das Coming-out – sexuelle Orientierung

Ein Coming-out kann von einigen Monaten bis hin zu einigen Jahren dauern und ist an kein Alter gebunden. Während sich manche schon in der Kindheit/Jugend über ihre sexuelle Orientierung im Klaren sind, können sich andere erst im (späten) Erwachsenenleben outen. Der Prozess des Outings ist also ganz individuell. Das innere und äussere Coming-out sind dabei eng miteinander verbunden und verflochten.

Das innere Coming-out – sexuelle Orientierung

Als inneres Coming-out bezeichnet man den Prozess, bei dem es darum geht, sich selbst klar zu werden, ob und von welchem Geschlecht man sich angezogen fühlt und damit zu wissen, ob man lesbisch, schwul, bisexuell etc. ist.

In der Regel will man seine sexuelle Orientierung nicht gleich wahrhaben und akzeptieren. Manchmal belügt man sich auch selbst – zu gross sind die Ängste und Unsicherheiten. Das hat auch damit zu tun, dass in unserer Gesellschaft nach wie vor die Beziehung zwischen Mann und Frau als normal angesehen wird. Daher ist es nur verständlich, dass es nicht einfach ist, sich selbst einzugestehen, dass man anders ist als das was uns die Gesellschaft als normal verkauft.

Wichtig ist, dass man sich selbst nicht unter Druck setzt und sich die Zeit nimmt herauszufinden, wo man wirklich steht.

Das äussere Coming-out – sexuelle Orientierung

Nachdem man sich darüber klar geworden ist, wie man sich selbst sieht und wo man steht – das innere Coming-out also abgeschlossen ist, steht in der Regel als nächster Schritt das äussere Coming-out an. Damit ist gemeint, sich der Öffentlichkeit so zu zeigen, wie man wirklich ist und sich nicht mehr verstecken zu müssen. Denn natürlich möchte man auch, dass die nahestehenden Personen (Eltern, Freund/innen, Arbeitskolleg/innen…) einen so akzeptieren, wie man ist. Es ist aber auch ok, wenn man nicht das Bedürfnis hat, mit anderen über seine sexuelle Orientierung zu sprechen – das ist ganz allein deine persönliche Entscheidung!

Viele Menschen erzählen erst einmal einer Vertrauensperson von ihrer sexuellen Orientierung. Das kann eine beste Freundin / ein bester Freund oder sonst eine Person sein, den man vertraut. Vielleicht hilft es aber auch, wenn du dich an jemanden wendest, der in der gleichen Situation ist wie du? Hierzu gibt es zahlreiche Beratungsstellen online und offline. Ein Coming-out ist normalerweise sehr befreiend, weil man endlich als der Mensch leben kann, der man wirklich bist.

Das Coming-out – Geschlechtsidentität

Das innere Coming-out – Geschlechtsidentität

Viele Menschen können noch immer nicht verstehen, dass es nicht nur zwei Geschlechter gibt, die sich klar voneinander trennen lassen, sondern sich manche Menschen keiner der beiden Kategorien zugehörig fühlen oder das biologische Geschlecht (Mann/Frau aufgrund von Geschlechtsmerkmalen) nicht mit dem sozialen Geschlecht (wie was man sich selbst fühlt/als was man sich selbst bezeichnet) übereinstimmt.

Trans* Menschen geht es da nicht anders. Viele spüren aber bereits als kleine Kinder, dass sie nicht so sind, wie andere sie vielleicht gerne hätten und teilen das auch deutlich mit. Andere spüren zwar, dass sie sich mit dem Geschlecht, das ihnen bei der Geburt zugewiesen wurde, nicht wohlfühlen, wissen aber noch nicht, was sie mit diesem Gefühl anfangen sollen. Es braucht Zeit, die eigene Identität zu finden.

Das äussere Coming-out – Geschlechtsidentität

Wann der richtige Zeitpunkt für das äussere Coming-out gekommen ist, ist ganz alleine die Entscheidung der Person, die es betrifft. Jede trans Person hat ihr eigenes Tempo, wann du den Leuten um dich herum die Chance gibst, zu sehen, wer du wirklich bist genauso. Oftmals ist es trans Personen aber irgendwann ein Bedürfnis, nicht mehr mit ihrem Geburtsnamen, sondern mit ihrem selbstgewählten Namen angesprochen zu werden „Nennt mich bitte nicht mehr Andreas, ich bin Sina! Und sagt „sie“, wenn ihr über mich redet.“Denk daran, dass die Umstellung am Anfang auch für die Personen in deinem Umfeld nicht einfach ist, vor allem Eltern können sehr hartnäckig sein. Such dir für das Coming-out in der Schule oder Ausbildungsstätte Vertraute, die dir bei der Planung zur Seite stehen. Das Coming-out ist sicherlich ein befreiendes Gefühl. Endlich kannst du auch nach Aussen zeigen, wer du bist und musst dich nicht (mehr) verstecken. Kannst die Kleider und Frisuren tragen, die zu deinem wirklichen Geschlecht passen.

Aber auch hier gilt, wenn du dich nicht outen möchtest, ist das allein deine Entscheidung.  Wen man nach der Transition (= Prozess der sozialen, juristischen und/oder medizinischen Angleichung an die eigene Geschlechtsidentität) ungeoutet bleiben möchte, nennt sich das auch „Stealth leben“. Trotzdem gibt es Situationen, in denen es sich nicht vermeiden lässt, sich zu outen. Beispielsweise kann es sein, dass es gegenüber medizinischem Personal nötig wird, damit du deine Gesundheit nicht aufs Spiel setzt.

 

Wie sage ich es…

… meiner Familie?

… meinen Freund/innen?

…in der Schule/ bei der Arbeit?

… im Militär?

Tipps für das Coming-out

Wie schon weiter oben erwähnt, ist das Coming-out ein ganz individueller Prozess, der Monate oder sogar Jahre dauern kann. Diese Zeit ist nicht einfach und oftmals geplagt von Selbstzweifel und Sorgen. Folgende Tipps können dir bei deinem eigenen Coming-out vielleicht helfen:

  • Am besten fängst du mit dem Coming-out bei dem Menschen / den Menschen an, denen du vertraust und die deine Neuigkeiten sicher nicht weitererzählen! Gute Erfahrungen bestärken dich.
  • Wenn du dir nicht sicher bist, wie jemand über dein Outing denken könnte, versuche im Vorfeld herauszufinden, wie er/sie gegenüber Schwule, Lesben und trans Menschen denkt? V
  • Zeit geben ist eines der wichtigsten Dinge! Genau wie du deine Zeit für dein (inneres) Coming-out gebraucht hast, braucht auch dein Umfeld Zeit, um die neuen Informationen zu verarbeiten.
  • Das Coming-out bei der eigenen Familie ist in der Regel ein wichtiger Schritt für sich selbst. Wähle den Ort /möglichst mit Rückzugsmöglichkeiten für alle) und den Zeitpunkt bewusst aus und plane genügend Zeit zum Reden ein.
  • Nicht alle können es verstehen, dass man nicht „normal“ wie alle anderen ist. Setze dich im Vorfeld mit gängigen Vorurteilen auseinander, um auf solche Situationen vorbereitet zu sein.
  • Freue dich auf die neuen Erfahrungen & geniesse dein Liebesleben – die ersten Flirts, die erste grosse Liebe und das berühmte erste Mal als DU selbst
  • Trotz all der neuen Erfahrungen und Möglichkeiten solltest du beim Sex nicht auf den Schutz vor HIV und anderen sexuell übertragbaren Infektionen (STI) vergessen!
  • Tausch dich mit anderen jungen Menschen aus, die bereits Ähnliches durchlebt haben. Das geht beispielsweise hier. In Liechtenstein gibt es ausserdem den Verein FLay, an den du dich wenden kannst und der dich bei deinem Coming-out unterstützt. Sie bieten regelmässig zu sogenannten „Höcks“ bei dem du dich austauschen und neue Kontakte zu Gleichgesinnten knüpfen kannst.
  • Denk daran – es ist nie zu spät DU selbst zu sein! Umstellungen brauchen Zeit, gerade wenn es so gravierende sind, wie bei einem Coming-out. Gib dir selbst die Zeit, die du brauchst. Gleiches gilt für das Alter, in dem man sich über die eigenen Gefühle klar wird. Vielen wird es im Zuge der Pubertät klar, andere wissen es schon früher und wieder andere erst im Erwachsenenalter. Gar nicht so selten sind Familienväter und -mütter, die erst in späteren Jahren erkennen, dass sie – eigentlich doch – schwul, lesbisch oder bisexuell sind. Für das Coming-out ist es nie zu spät.

 

(Fremd-)Outing

Das Coming-out kann auch als „sich outen“ oder einfach nur „Outing“ bezeichnet werden und ist eine sehr persönliche Sache. Deshalb sollte jede/r selbst entscheiden können, wann, wo und bei wem man sich outet.

Leider kann es absichtlich oder unabsichtlich vorkommen, dass man „fremd-geoutet“ wird. Das bedeutet, dass man gegen seinen eigenen Willen bei anderen Personen als schwul, lesbisch, bi oder trans* geoutet wird. So ein Fremd-Outing ist eine Verletzung der Privatsphäre und kann auf jeden Fall richtig verletzen. Zudem erfüllt es den Tatbestand der strafbaren Handlung gegen die Ehre und kann mit Geld- oder Freiheitsstrafe geahndet werden.

 

Coming Out Day

Der Coming Out Day (COD) wird jedes Jahr am 11. Oktober begangen. Rund um den Tag gibt es in vielen Ländern Aktionen, die das Ziel verfolgen, LGBTQIA+ in ihrem (öffentlichen) Coming-out zu bestärken. Sofern sie persönlich bereit dazu sind, sind sie aufgerufen, sich öffentlich zu zeigen, also erstmals oder erneut den sichtbaren Schritt des Coming-out-Prozesses zu unternehmen. Das öffentliche Outing ist auch ein wirkungsvolles Mittel gegen Homo- & Transphobie. Ein weiteres Ziel des Tages ist es, die Bevölkerung über das Thema aufzuklären und wie Aussenstehende den Prozess des „Outings“Prozess unterstützen können.
 

Anlaufstelle in Liechtenstein

In Liechtenstein ist der Verein FLay die Anlaufstelle für LGBTQIA+. Er setzt sich dafür ein, dass LGBTIs als Teil der Liechtensteinischen Gesellschaft nach ihren eigenen Wünschen und Bedürfnissen leben können. Sie bezwecken die Integration sowie die rechtliche Gleichstellung der LGBTIs in Liechtenstein. Dafür organisieren sie Veranstaltungen und regelmässige Zusammenkünfte zur Förderung von Kontakten und Informationsaustausch sowie zur Diskussion aktueller Themen.

 

Weiterführende Links

 

pride

Weltfriedenstag


Der Name Weltfriedenstag steht für Gedenktage, an denen auf den Weltfrieden Bezug genommen wird. Diese Gedenktage werden an verschiedenen Tagen gefeiert. Die römisch-katholische Kirche begeht ihm am 1. Januar, die Deutschen am 1. September und die UN am 21. September.
 

aha-Reporterin Aurelia Jehle

aha@aha.li
 

Geschichtliches

1918/19 wurde unter der Parole „Nie wieder Krieg“ eine Kampagne ins Leben gerufen, deren Ziel es war, den 1. August, in den Köpfen der Menschen zu erhalten, den Tag des Beginns des Ersten Weltkrieges. Dadurch wollten die beiden  pazifistischen Friedensorganisationen, die von Bertha von Suttner mitgegründete Deutsche Friedensgesellschaft und der Bund Neues Vaterland, die Durchsetzung einer dauerhaften Friedenspolitik erreichen.

Zu Beginn der 1950er Jahre wurde in der Deutschen Demokratischen Republik der 1. September als „Tag des Friedens“ gefeiert. Dieser alljährlich gefeierte Tag sollte an den Beginn des Zweiten Weltkriegs erinnern, an den Überfall der Polen durch die Deutschen am 1. September 1939.

Auch im wiedervereinigten Deutschland gab es alljährlich am 1. September Veranstaltungen, um den Opfern aller Kriege zu gedenken.

UN Weltfriedenstag

Am 21. September 1981 entschied die UNO Generalversammlung:  „Dieser Tag soll offiziell benannt und gefeiert werden als Weltfriedenstag (International Day of Peace) und soll genützt werden, um die Idee des Friedens sowohl innerhalb der Länder und Völker als auch zwischen ihnen zu beobachten und zu stärken.“

Am 30. November 1981 wurde dieser Tag zum „International Day of Peace“ erklärt. Er soll ein Tag des Waffenstillstands und der Gewaltlosigkeit sein. Allerdings fand der Tag bis heute in der Öffentlichkeit relativ wenig Beachtung. Seit 2004 ruft der Ökumenische Rat der Kirchen alle Kirchen dazu auf, jährlich den 21. September zu einem Internationalen Tag des Gebets für den Frieden zu machen.

Was ist Frieden?

Das Wort Frieden kommt aus dem althochdeutschen (fridu), was so viel heisst wie Schonung oder Freundschaft. Allerdings gibt es wohl nicht die eine Definition von Frieden. Alle stellen sich etwas anderes darunter vor, was häufig auch Probleme schafft, da ihn alle anders zu erreichen glauben. Hier ein Zitat vom Dalai Lama:

«Eine Voraussetzung für den Frieden ist der Respekt vor dem Anderssein und vor der Vielfältigkeit des Lebens.»

Was Frieden für mich bedeutet

Frieden bedeutet für mich, dass alle Menschen ihr Leben so leben, wie sie das möchten, ohne anderen Menschen Schaden zuzufügen. Frieden bedeutet Respekt. Frieden bedeutet für mich, dass niemand mehr ums nackte Überleben kämpfen muss. Frieden bedeutet, dass niemand auf der Welt Not leiden muss. Frieden bedeutet ein schönes Miteinander und es bedeutet, den anderen zuzuhören.

Was kann jede und jeder von uns beitragen?

Wie vorher schon erwähnt finde ich den Respekt untereinander sehr wichtig. Alle Menschen haben Anrecht auf ein selbstbestimmtes und friedliches Leben. Egal welche Hautfarbe sie haben oder egal, welcher Religion oder Nationalität sie angehören. Zudem finde ich, dass das gegenseitige Zuhören eine wichtige Rolle spielt, denn dann könnten viele Konflikte ohne Gewalt und Leid aus der Welt geschafft werden. Zuhören, etwas das viele von uns noch lernen könnten.

 

 


 

Pride Month


Juni ist Pride Month – in diesem Monat feiert die LGBTQI+ – Community auf verschiedenste Arten! Was genau der Pride Month ist,  wie es dazu kam  und was die Regenbogenflagge damit zu tun hat, erfährst du in diesem Beitrag!

 
 
aha-Reporterin Lea Hofmänner
aha@aha.li 

Der Pride Month ist eine jährliche Feier, die im Juni stattfindet. In diesem Monat feiert die LGBTQI+ – Community auf verschiedenste Arten. Sie setzen sich für Ihre Rechte ein und feiern ihre Freiheit als LGTBQI+ – Community. Es gibt im Juni viele Strassenfeste, Veranstaltungen, Lesungen oder öffentliche Reden. Besonders typisch sind Paraden. Die New York Pride Parade ist eine der grössten und bekanntesten Paraden. Schätzungsweise haben 2019 über 2 Millionen Menschen daran teilgenommen. Bill Clinton war der erste US-Präsident, der 1999 und 2000 den Pride Month offiziell anerkannte. Von 2009 bis 2016 erklärte Barack Obama den LGBT Pride Month im Juni. Im Mai 2019 würdigte Donald Trump den Pride Month mit einem Tweet, in dem er bekannt gab, dass die Regierung eine weltweite Kampagne zur Entkriminalisierung der Homosexualität startet.

Wie kam es zum Pride Month?

Am 28. Juni 1969 führte die Polizei im Stonewall Inn, einem Schwulenclub in New York, eine Razzia durch. Das führte dazu, dass Bar Gäste, Mitarbeiter und Anwohner auf die Strasse stürmten. Unter der Führung von der Schwarzen, Transsexuellen, und bisexuellen Marsha P. Johnson folgten 6 weitere Tage mit Protesten und Konflikten. Die Demonstranten forderten Einrichtungen für die LGBTQI+ – Community, an Orten, an denen sie keine Angst vor Verhaftungen haben müssen. Die Stonewall- Unruhen werden auch als „Mutter des Stolzes“ betitelt.
Ein Jahr nach den Stonewall Unruhen, rief Brenda die Gay Pride Week und die Christopher Street Liberation Day Parade ins Leben. Daraus entwickelten sich die heutigen Paraden und Märsche.

Regenbogenfahne

Die Regenbogenfahne ist seit 1978 ein internationales Symbol für die LGBT-Bewegung. Die Regenbogenfahne wurde tatsächlich vom ersten geouteten schwulen Politiker Harvey Milk ins Leben gerufen. Er bat einen Designerfreund, Gilbert Baker, ein Symbol für den Pride Marsch in San Francisco zu entwerfen, um damit ein positives Symbol für die queeren community zu haben. Beide wurden von Dan White ermordet, einem ehemaligen Vorgesetzten, der wütend auf Milk war.

Jede Farbe der Flagge hat ihre eigene Bedeutung. Rot steht für das Leben, Orange für Heilung, Gelb für die Sonne, Grün für die Natur, Blau für Harmonie und Lila für Spiritualität. Die erste Regenbogenfahne hatte noch zwei weitere Farben: Pink (für Sexualiät) und Türkis (für Kunst), Pink konnte jedoch nicht als Massenware auf Fahnen gedruckt werden und als die Fahne immer bekannter wurde, wurde Türkis gestrichen, damit sie eine gerade Zahl an Streifen hatte. Die Vielfalt der Regenbogenfarbe soll auch die Vielfalt der Menschen spiegeln und eignet sich daher sehr gut als Symbol der LGBTQI+ – Community.

Mehr über die Pride Flag bzw. Pride Flags erfährst du hier.

Wofür steht LGBTQI+ ?

LGBTQI+ steht für Menschen mit unterschiedlichen Geschlechtsidentitäten oder sexuellen Orientierungen. Konkret sind die Buchstaben eine Abkürzung für Lesbian (lesbisch), Gay (Schwul), Bi (bisexuell), Trans, Queer und Intersex. Das + ist dazu gedacht alle weiteren sexuellen Identitäten und Orientierungen anzusprechen, die nicht dezidiert erwähnt sind. So zum Beispiel Pansexualität, Asexualität oder Omnisexualiät.

Mehr zu den unterschiedlichen sexuellen Orientierungen und Geschlechtsidentitäten erfährst du hier.


 

Podcast-Serie

Wir haben mit acht queeren Menschen aus Liechtenstein über das Thema Alltagsdiskriminierung gesprochen. Die Podcasts kannst du hier nachhören.

Podcast 

Links

Rassismus entgegentreten


Rassismus ist nicht erst seit #BlackLivesMatter & #MeTwo ein Thema. Erfahre hier, warum Rassismus uns alle etwas angeht, nicht nur in Amerika eine Rolle spielt und wie du dem entgegentreten kannst!

 

 

Allgemeines

#BlackLivesMatter#icantbreathe & #georgefloyd sind derzeit in aller Munde. Konkret geht es darum, dass Polizisten in den USA (wieder einmal) verantwortlich für den Tod eines Afroamerikaners sind. Dieser erstickte, da einer der Polizisten fast neun Minuten lang auf seinem Hals kniete und auch nicht locker liess, obwohl Floyd mehrmals “I can’t breathe äusserte. Schicksale wie dieses sind kein Einzelfall. Polizeigewalt und Rassismus gegen Afroamerikaner:innen haben in den USA lange Tradition.  

Weltweit leiden Menschen unter Rassismus. Sei es in Form von Beleidigungen wie das N*Wort oder wegen des Tragens von Kopftuch oder Kippa, direkte Angriffe wie „Haut ab aus diesem Land!“, körperlichen Angriffen und Racial Profiling. Aber auch in Form von alltäglichen Diskriminierungen etwa in Behörden, im Bildungssystem, auf der Wohnungssuche oder im Arbeitsmarkt ist Rassismus spürbar. Im schlimmsten Fall endet Rassismus für die Betroffenen tödlich. 

 

Alltagsrassismus

Auch wenn bei uns zum Glück nicht dieselben Zustände wie in den USA herrschen ist der Rassismus beispielsweise als Alltagsrassismus dennoch spürbar. Alltagsrassismus ist, wie der Begriff sagt, leider eine alltägliche Angelegenheit und zeigt sich in allen Lebensbereichen: in der Politik, bei der Job- und Wohnungssuche, in der Ausbildung, beim Arzt, in der Disko oder auf dem Fussballplatz.
Zum Beispiel haben es Schwarze oder türkeistämmige Kinder in der Schule schwerer, weil ihnen manche Lehrer:innen nicht viel zutrauen. People of Color haben oft schlechtere Chancen, einen Job oder eine Wohnung zu finden, weil sie schon allein wegen ihres Namens aussortiert werden. 

 

Dabei werden Menschen wegen ihres in den Augen der Diskriminierenden Andersseins” aufgrund der „Hautfarbe“, ihrer vermeintlichen Religion oder anderer Zuschreibungen diskriminiert und ausgegrenzt. 
Viele – selbst Menschen, die sich selbst als überhaupt nicht rassistisch sehen – benutzen, ohne gross nachzudenken Formulierungen und Begriffe, die schon als rassistisch gelten können. „Darf ich mal deine Haare anfassen?“, „Kannst du Sonnenbrand bekommen?“, „Wo kommst du her?“.  Auch wenn solche Fragen gar nicht böse oder rassistisch gemeint sind, können sie beim Gegenüber falsch ankommen. Denn solche und ähnlich Fragen bekommen sie nicht nur von dir, sondern auch von vielen anderen gestellt. Für sie könnte es bedeuten “Du bist anders, du gehörst nicht dazu.”

 

Buchempfehlung:  Die oben genannten Beispielfragen zum Alltagsrassismus stammen aus dem Buch “Was weisse Menschen nicht über Rassismus hören wollen” von Alice Hasters. 

 

Konkret zeichnet sich der Alltagsrassismus durch folgende Merkmale aus: 

  • beleidigende oder abwertende Sprüche; 
  • Übersehen und Ignorieren von als „fremd“ definierten Personen; 
  • Diskriminierung bei der Wohnungs- und Arbeitsplatzsuche; 
  • systematisch schlechtere Förderung im Bildungsbereich und dementsprechende Benachteiligung auf dem Arbeitsmarkt. 

In den folgenden Videos erzählen ganz unterschiedliche Menschen über rassistischen Erfahrungen in ihrem Alltag und was diese für ihr Leben bedeuten: 

 

 

Was geht mich das an?

Frag dich selber: In was für einer Gesellschaft möchtest du leben? Wie würdest du gerne von anderen Menschen behandelt werden? 

Wenn Menschen aufgrund ihrer „Hautfarbe“, ihrer angenommenen Herkunft oder anderer Zuschreibungen mit Rassismus konfrontiert werden, ist das IMMER ein persönlicher Angriff. Sie werden verletzt, ausgegrenzt und diskriminiert. Wer zur weissen Mehrheit in unserer Gesellschaft gehört, hat dagegen das Privileg, sich entscheiden zu können, diese Diskriminierungen zu ignorieren oder aber sich angesprochen zu fühlen, die eigenen Vorurteile zu hinterfragen und sich einzumischen. Es gibt viele gute Gründe, warum wir alle Rassismus persönlich nehmen sollten, denn Rassismus ist ein Angriff auf uns alle. Denn Rassismus bewirkt nicht nur eine Trennung in ein „Wir“ und „die anderen“, sondern ist auch ein Angriff auf unsere Rechte.

Gesetzliche Grundlagen & Menschenrechte 

Neben der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte, die Liechtenstein unterzeichnet hat, besagen auch die Liechtensteinische Verfassung und zahlreiche Gesetze, dass alle Menschen gleich sind und niemand (rassistisch) diskriminiert werden darf. 

Konkret heisst es in der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte:
“Alle Menschen sind frei und gleich an Würde und Rechten geboren ohne irgendeinen Unterschied, etwa nach Rasse, Hautfarbe, Geschlecht, Sprache, Religion, politischer oder sonstiger Anschauung, nationaler oder sozialer Herkunft, Vermögen, Geburt oder sonstigem Stand. Alle haben Anspruch auf gleichen Schutz gegen jede Diskriminierung, die gegen diese Erklärung verstösst, und gegen jede Aufhetzung zu einer derartigen Diskriminierung.”  

Rassismus und Diskriminierung sind daher auch immer ein Angriff auf die gesetzliche Grundlage unserer Gesellschaft und somit auf uns (persönlich). 

Mehr über die Menschenrechten erfährst du hier.

 

 

White privilege 

Wenn People of Color in vielen Situationen des alltäglichen Lebens Nachteile haben, bedeutet das im Umkehrschluss, dass die Angehörigen der weissen Mehrheitsgesellschaft dadurch Vorteile haben. Alleine durch das “Weiss-Sein” hat man grössere Chancen zu einem Vorstellungsgespräch eingeladen zu werden, eine Wohnung besichtigen zu können – und sie dann auch zu bekommen, selten von der Polizei kontrolliert und öfter in Clubs gelassen zu werden. Das nennt man “White privilege”. Diese Vorteile sind uns natürlich nicht bewusst, weil wir sie als etwas selbstverständliches sehen und sie auch selbstverständlich sein sollten – aber eben für alle Menschen.  

Was man auch nicht vergessen darf, dass obwohl “weiss und privilegiert” man auch auf anderen Ebenen diskriminiert werden kann – zum Beispiel als Frau, Mensch mit Behinderung, Sozialhilfeempfänger/in oder Homosexuelle/r. Als Beispiel: Eine schwarze homosexuelle Sozialhilfeempfängerin ist somit mehrfacher Diskriminierung ausgesetzt. 

White Privilege trägt auch eine Verantwortung zur selbstkritischen Auseinandersetzung mit Rassismus. Nur wenn wir uns der bereits erwähnten für uns unbewussten Vorteile bewusst sind, können wir auch erkennen, wenn jemand diesbezüglich diskriminiert wird.  

 

Aktiv werden gegen Rassismus

Wer will, dass sich alle Menschen in unserer vielfältigen Gesellschaft sicher und frei fühlen, muss sich einmischen und gegen Rassismus aktiv werden.

Wenn Menschen in der Öffentlichkeit, sei es auf der Strasse, im Bus oder auch online aus rassistischen Gründen beschimpft oder angegriffen werden – zum Beispiel wegen ihres Aussehens, ihrer Sprache, Religion oder Herkunft-, dann verurteilen das viele im Stillen, aber zu wenige zeigen das, kommen den Betroffenen zur Hilfe, ergreifen Partei und schreiten ein.
Oft sind wir verunsichert: Wann muss ich etwas tun? Wie finde ich die richtigen Worte? Mache ich mich selbst angreifbar? Ist es eine Gefahr für mich, wenn ich mich einmische? 

Wenn wir aber nichts sagen und schweigen zeigen wir unbewusst eine stumme Zustimmung gegenüber rassistischen Handlungen. Rassismus muss von allen entschieden zurückgewiesen werden. Für die Betroffenen ist das Schweigen der Umstehenden oft genauso schlimm wie die Angriffe. Deshalb haben wir dir hier ein paar Tipps & Empfehlungen zusammengestellt, wie du in der ein oder anderen Situation reagieren kannst: 

 

 

Hör zu!
Angefangen von vermeintlich „gut gemeinten“ Bemerkungen bis hin zu rassistischer Gewalt: Sprich mit Betroffenen über ihre Erfahrungen. Dadurch signalisierst du ihnen, dass du dich für sie interessierst und Rassismus dir nicht egal ist. Wenn Betroffene davon erzählen, höre zu – ohne ihre Erlebnisse zu relativieren. Vermeide Sätze wie „das war bestimmt nicht so gemeint“ oder „du bist zu empfindlich“. Black People of Colour (BPoC) haben langjährige Erfahrung mit Rassismus und können ihn entsprechend einordnen.

 

 

Informiere dich!
Um gegen Rassismus laut werden zu können, musst du ihn erst einmal erkennen – denn er äussert sich nicht bloss in Beleidigungen und Gewalt. Ein grosser Teil des alltäglichen Rassismus, den BPoC erleben, passiert versteckt (Informationen zum Alltagsrassismus findest du in diesem Beitrag weiter oben.)

Wenn du die Vorurteile hinter Rassismus entlarvst & Fakten kennst, kannst du (auch) Fehlinformationen kontern. Wissen über Rassismus hilft auch, eigene rassistische Denkmuster zu identifizieren – und sie abzubauen.  

Stell dir die folgenden Fragen: 

  • Was ist Rassismus und wie wirkt er? 
  • Was ist White Supremacy? 
  • Welche Rassismuserfahrungen machen BPoC in Liechtenstein und darüber hinaus?

 

Nimm an Protestaktionen teil oder organisiere selber etwas!
Gehe auf Demos gegen Rassismus: Ob in einer Kleinstadt oder Metropole, überall stehen Menschen auf und setzen ein Zeichen gegen Rassismus. Schliesse dich ihnen an oder organisiere selber etwas in deinem Dorf, deiner Gemeinde!
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Rede mit und ergreife Partei!
Bei der Familienfeier redet deine Tante wieder darüber, dass alle Flüchtlinge kriminell seien? Dein Opa macht Witze über Türk:innen? Ergreife Partei und rede mit! Lass rassistische Aussagen oder Beleidigungen nicht unkommentiert stehen. Sag klar und deutlich, dass solche Aussagen rassistisch und inakzeptabel sind. Vielleicht ergibt sich daraus ja auch eine Diskussion? In diesem Fall ist es gut, wenn du dich davor genau informiert hast, um den Vorurteilen entgegenzuwirken.

Gleiches gilt fürs Internet und die Sozialen Medien: Mische dich ein, wenn die Medien von „Flüchtlingsströmen“ sprechen. Solche und ähnliche Aussagen sorgen für Unbehagen und Angst und führen zu Hass und Hetze. Argumentiere in sozialen Netzwerken und sprich Menschen auf ihr rassistisches Verhalten an. 

Schau nicht zu sondern misch dich ein!
Je mehr Menschen bei einem (verbalen oder körperlichen) Angriff anwesend sind, desto seltener mischen sich Menschen ein, weil scheinbar Jede/r hofft, dass jemand anderes handeln wird. Oder wir denken, es geht uns nichts an. Deshalb schau nicht nur zu, sondern misch dich ein! Zeig der angegriffenen Person, dass sie nicht alleine dasteht.

Sprich nur für dich und stelle keine Vermutungen auf
Wenn du dem Angreifer/der Angreiferin etwas entgegenbringen möchtest, achte darauf, nur für dich selbst zu sprechen.
Wenn zum Beispiel eine Frau wegen ihres Kopftuchs beleidigt wird, erkläre nicht, dass sie es aus religiösen Gründen trägt. Stattdessen kannst du sagen, dass alle Menschen sich so kleiden können, wie sie möchten. Sag etwas wie „Mich stören Ihre rassistischen Kommentare. Hören Sie bitte damit auf!“

Körperliche Angriffe abwehren
Wenn jemand tatsächlich körperlich angegriffen wird, solltest du Lärm machen, damit andere Leute darauf aufmerksam werden und dir beim Eingreifen helfen. Ruf laut „Stopp! Aufhören! und filme die Situation mit dem Handy, damit die Tat dokumentiert und bei einer Anklage als Beweismaterial hergenommen werden kann. Wichtig: Veröffentliche das Video danach auf keinen Fall in den sozialen Medien. Damit bringst du dich selbst und die betroffene Person in Gefahr.
Deine eigene Sicherheit steht an erster Stelle – deshalb solltest du nur körperlich eingreifen, wenn du dafür ausgebildet bist. Es empfiehlt sich auch die Polizei zu rufen, da rassistische Gewalt strafbar ist.

Unterstützung anbieten!
Bleib nach dem Angriff bei der betroffenen Person und biete ihr deine Unterstützung an. Biete ihr an, gemeinsam Kontakt zu einer Beratungsstelle aufzunehmen, wo der Vorfall gemeldet werden kann und sie weitere professionelle Unterstützung bekommt.
Beratungsstellen helfen auch zu entscheiden, ob Anzeige erstattet oder eine Beschwerde bei der Polizei eingereicht werden sollte, wenn sich beispielsweise die Polizei rassistisch verhalten hat. Rassistische Übergriffe werden bisher viel zu selten angezeigt.  

An folgende Beratungsstellekannst du dich wenden: 

 

Wir begleiten dich!: Wenn du nicht alleine zu einer Beratung gehen möchtest, begleiten wir vom aha dich gerne oder stellen den Erstkontakt her.

 

Weitere Tipps, wie du gegen Rassismus aktiv werden kannst:

 

 

Nachlesen, Nachhören, Nachschauen

Texte/Berichte – zum Nachlesen

Podcasts – zum Nachhören


Weltfrauentag


Seit 1911 feiern Frauen am 8. März den „Internationalen Tag der Frauen“, an dem weltweit für Frauenrechte und Gleichstellung von Mann und Frau gekämpft wird. Auch wenn sich die Rolle der Frau in der Gesellschaft gewandelt hat, soll der Tag auf die immer noch bestehende Diskriminierung und Ungleichheiten aufmerksam machen.

 

aha-Reporterin Hannah Harrer

aha@aha.li

 

Die Unterdrückung war früher Alltag und wurde nie gross thematisiert. Der Mann hatte das sagen im Haus. Frauen durften ohne die Einwilligung ihres Ehemanns kein eigenes Bankkonto eröffnen und ohne seine Erlaubnis nicht arbeiten. Heutzutage ist dies nicht mehr so, jedoch war es ein langer Weg, auf dem sich Frauen ihre heutigen Rechte mit immer lauter werdenden Stimmen erkämpft haben.

Ab Ende des 19. Jahrhunderts plädierten Frauen- und Arbeiterinnenbewegungen für einen Tag, an dem sich Frauen weltweit für Gleichberechtigung, höhere Löhne, bessere Arbeitsbedingungen und gegen Diskriminierung einsetzen. Das erste Hauptziel der Frauenbewegung war aber, das Wahlrecht für Frauen zu erstreiten. Frauen hatten nämlich weder die Möglichkeit zu wählen, noch konnten sie sich anderweitig aktiv am politischen Geschehen beteiligen. Auch durften sie keiner Partei beitreten.

Auch wenn die meisten dieser Zielsetzungen inzwischen erreicht wurden, so ist die Gleichstellung der Geschlechter noch immer nicht Realität und somit der Kampf für mehr Frauenrechte nicht beendet. Heute geht es vor allem darum, auf Gewalt gegen Frauen und Benachteiligung von Frauen weltweit aufmerksam zu machen und dagegen anzukämpfen. Es geht darum, Gleichberechtigung der Geschlechter durchzusetzen. Denn diese ist auch bei allen Errungenschaften der letzten 100 Jahre immer noch nicht hergestellt.

Frauen verdienen nach wie vor weniger als Männer. Häufig wird auch vernachlässigt, dass sie einen großen Anteil an unbezahlter Arbeit verrichten: Dazu gehören etwa Dinge wie Haushalt, Kindererziehung und Pflege.

2019 war das Jahr, in dem sich ein ganz bedeutender Sieg der Frauenrechtskämpferinnen, das Wahlrecht für Frauen, zum 100. Mal gejährt hat. Dennoch, es bleibt noch viel zu tun, bis wir alle gleichberechtigt nebeneinanderstehen.

Linksammlung


 

Zero Discrimination Day


Seit 2014 wird jährlich am 1. März der Zero Discrimination Day begangen.


 

Der Tag wurde erstmals 2014 von UNAIDS ins Leben gerufen und verfolgt das Ziel, gegen jegliche Formen der Diskriminierung vorzugehen. UNAIDS ist ein gemeinsames Programm der Vereinten Nationen mit dem Ziel einzelne Länder und deren Einsatz im Kampf gegen HIV/AIDS zu unterstützen und deren Aktivitäten zu koordinieren.

Zero Discrimination (dt. «Null-Diskriminierung») erinnert an all die verschiedenen Diskriminierungen weltweit. Immer noch gibt es Menschen, die aufgrund ihrer Hautfarbe, ihres Geschlechts, ihrer Herkunft, ihres Glaubens, ihrer Sexualität oder aufgrund anderem schlecht behandelt und in der Schule, Arbeit und auch im Privatleben benachteiligt werden. Weltweit leben fast 40 Millionen Menschen mit dem sogenannten Humane Immundefizienz-Virus (HIV), das zu AIDS (Acquired Immunodeficiency Syndrome) führen kann. Am Zero Discrimination Day finden weltweit Aktionen rund ums Thema statt.

2020 stellt der Zero Discrimination Day Diskriminierungen gegen Frauen und Mädchen in den Vordergrund. Ziel ist es, Bewusstsein für die verschiedenen Diskriminierungen zu schaffen, denen Frauen und Mädchen in ihrem Leben begegnen und die Massnahmen zur Förderung der Gleichstellung zu treffen. Obwohl einige Länder lobenswerte Fortschritte auf dem Weg zu einer grösseren Gleichstellung der Geschlechter erzielt haben, gibt es immer noch überall Diskriminierung von Frauen und Mädchen. Diese Rechtsverletzungen, die sich mit anderen Formen der Diskriminierung überschneiden, beispielsweise aufgrund von Einkommen, Rasse, ethnischer Zugehörigkeit, Behinderung, sexueller Orientierung oder Geschlechtsidentität, schaden Frauen und Mädchen überproportional. Letztendlich wirkt sich die Ungleichheit der Geschlechter auf die Gesundheit und das Wohlbefinden aller aus. In vielen Ländern bleiben Gesetze in Kraft, die Frauen und Mädchen diskriminieren.

Konkrete Forderungen am Zero Discrimination Day 2020:

  • Sicherstellung einer gleichberechtigten Teilnahme am politischen Leben
    Nur 24,3% aller nationalen Teilnehmenden am politischen Leben sind Frauen.
  • Menschenrechte und Gesetze gegen die Diskriminierung von Frauen stärker beachten
    Nur 88 von 190 Ländern haben Gesetze, die gleiches Entgelt vorschreiben für gleichwertige Arbeit.
  • Wirtschaftliche Gerechtigkeit
    Frauen leisten weltweit ¾ der (unentgeltlichen) häuslichen Pflegearbeit.
  • Ein Ende von Gewalt gegen Frauen
    Mindestens jede dritte Frau und jedes dritte Mädchen wird irgendwann in Leben Opfer von körperlicher und / oder sexuelle Gewalt.
  • Barriere- und Vorurteilsfreier Zugang zum Gesundheitssystem
    In Ländern mit niedrigem und mittlerem Einkommen gibt es rund 230 Millionen Frauen und Mädchen, die eine Schwangerschaft vermeiden wollen, die aber keinen Zugang zu modernen Verhütungsmethoden haben.
  • Kostenlose Bildung für alle
    Im Jahr 2018 waren schätzungsweise 258 Millionen Kinder, Jugendliche und Jugendliche nicht in der Schule. Das ist 1/6 der gesamten Weltbevölkerung in dieser Altersgruppe.
  • Klimawandel bekämpfen
    Der Klimawandel hat unverhältnismässige Auswirkungen auf Frauen und Kinder. Sie sterben bis zu 14-mal häufiger als Männer aufgrund einer klimabedingten Katastrophe. Quelle: UNAIDS 

 

Zitat UNAIDS:

Am Zero Discrimination Day feiern wir das Recht von jeder Person auf ein erfülltes und produktives Leben – in Würde. Der Zero Discrimination Day hat zum Ziel, Menschen darüber zu informieren und aufzufordern selbst für Inklusion, Mitgefühl und Frieden tätig zu werden und so eine Veränderung zu erreichen. Der Zero Discrimination Day ist ein Beitrag zur Schaffung einer globalen Solidaritätsbewegung zur Beendigung aller Formen der Diskriminierung.

Internationaler Tag der Toleranz


Tolerant kann man immer noch sein, wenn der andere recht hat. – Klaus Klages

 

 

Warum brauchen wir Toleranz?

Toleranz ist wichtig, damit wir alle in Frieden zusammenleben können. Wir leben in einer Zeit, in der wir ständig mit Neuem und Fremden konfrontiert werden und dies manchmal als bedrohlich empfinden. Schnell kann dann aus der Unwissenheit über das Fremde Intoleranz oder Schlimmeres entstehen.

Ein harmloses Beispiel verdeutlicht, was mangelnde Toleranz anrichten kann: Eine Gruppe von Leuten, die sich noch nicht lange kennt, triff sich zum Lernen. Nebenbei läuft Musik, die einigen nicht gefällt. Schnell fallen Bezeichnungen wie „schnulziger Teenie-Pop“ – und schon bald beziehen sich die Beleidigungen nicht mehr nur auf die Musik, sondern auch auf die Leute, die sie mögen. Die Auseinandersetzung wird immer lauter, bis man stocksauer auseinandergeht und tagelang kein Wort miteinander redet – und das alles wegen einer Lappalie. Noch dramatischer verlaufen solche Situationen oft, wenn es nicht zwei Gruppen mit unterschiedlichen Ansichten gibt, sondern einzelne Personen in irgendeiner Weise „anders“ sind als die Mehrheit. In solchen Fällen führt Intoleranz schnell zu Ausgrenzung und Mobbing. Auch kann man sich leicht vorstellen, was passiert, wenn es stattdessen um bedeutsamere Themen wie Politik oder Religion geht – und dass solche Konflikte im grösseren Massstab immer wieder zu Krieg führen.
Damit die Folgen von Intoleranz und die Wichtigkeit von gegenseitigem Respekt und Anerkennung für das Anderssein nicht vergessen werden, wurde 1995 von der UN der Internationale Toleranztag ins Leben gerufen, der jährlich am 16. November begangen wird.

An diesem Tag sollte das Problembewusstsein in der Öffentlichkeit geweckt und auch die Gefahren der Intoleranz verdeutlicht werden. Jeder von uns kann sein eigenes Verhalten hinterfragen und vielleicht einen Schritt auf Menschen zugehen, mit denen man sonst eher nichts zu tun hat. Warum nicht mal die neuen Nachbarn aus Syrien zum Essen einladen und sich anhören, was sie zu erzählen haben. Vielleicht ist man am Ende ja sogar überrascht, wie viel man eigentlich gemeinsam hat.
 

Was genau heisst Toleranz?

Jeder behauptet gerne von sich selbst tolerant zu sein. Doch hat der Jugendliche von nebenan plötzlich einen Freund statt einer Freundin oder soll die alte Kaserne im Ort zu einem Asylbewerberheim umgebaut werden, dann sieht die Sache mit der Toleranz schon ganz anders aus.

Der da ist Islamist, die dort eine Emanze. Er ist ein Rassist, sie ein Gutmensch, und dort drüben sitzt ein Sozialschmarotzer. Tolerant zu sein heisst nicht, einfach nachzugeben oder etwas zu ignorieren. Toleranz bedeutet vor allem, Anerkennung gegenüber anderen Menschen zu zeigen und sich mit ihnen, ihren Werten und Meinungen auseinanderzusetzen. Nicht alle Menschen sind gleich – und das ist gut so. Es geht darum, andere Menschen mit all ihren Eigenheiten und Besonderheiten anzunehmen und zu akzeptieren – inklusive ihrer Weltanschauung, Religion und Hautfarbe, ihres Alters und ihres Lebensstils. Im Alltag jedoch tun wir uns oft schwer, wenn jemand völlig anders denkt und handelt als wir selbst das tun würden. Wir fragen uns vielleicht: Warum kann er nicht einfach dasselbe glauben wie ich? Warum beharrt sie immer auf ihrer Meinung? Hier kommt die Toleranz ins Spiel und erinnert uns daran, einmal tief durchzuatmen, und sich an den Unterschieden zu freuen, anstatt zu fest zu versuchen, sie zu beseitigen.
 

Tolerant sein kann man lernen

Obwohl wir alle als Kinder tolerant waren, werden die meisten von uns im Laufe des Lebens also immer intoleranter. Zum Glück ist diese Entwicklung jedoch keine Einbahnstrasse, denn wir können jeden Tag neu entscheiden, wie wir mit unseren Mitmenschen umgehen. Idealerweise entsteht durch Lebenserfahrung ein Wissen darum, dass Andersartigkeit etwas ganz Natürliches ist. Diese Erkenntnis erleichtert tolerantes Verhalten. Dennoch ist Toleranz nicht selbstverständlich. Tag für Tag wird unsere Toleranz an der Schule oder Uni, im Job oder in der Freizeit von Neuem herausgefordert. Wie so oft gilt auch hier: Übung macht den Meister. Folgende Tipps helfen dabei:

  • Sich selbst akzeptieren: Wichtig ist, dass man sich selber akzeptiert, dann kann man auch andere Menschen besser anerkennen. Behandle alle Menschen so, wie auch du behandelt werden möchtest!
  • Zuhören: Jeder hat das Recht, seine persönliche Meinung zu äussern. Der erste Schritt auf dem Weg zu mehr Toleranz ist, dem anderen erst mal zuzuhören und zu versuchen, seine Äusserungen richtig zu verstehen. Oft stellt sich dann etwas, das man zunächst völlig unsinnig fand, plötzlich doch als ganz schlüssig heraus.
  • Offen sein: Nicht nur lautstark seine eigene Meinung zu vertreten, sondern auch sachliche Kritik daran zuzulassen und offen für neue Denkimpulse zu sein, ist ein Zeichen von Stärke und kann eine grosse Bereicherung sein.
  • Nicht nur schwarz und weiss denken: Intolerante Menschen kennen nur zwei Dimensionen, nämlich richtig oder falsch. Tatsächlich ist das Leben wesentlich vielfältiger. Wer das akzeptiert, bekommt ein realistischeres Bild von der Wirklichkeit und wird automatisch toleranter.
  • Nicht verurteilen: New York ist die grösste Stadt der Welt? Nicht ganz, aber Toleranz bedeutet auch, eine andere Person nicht zu verurteilen, nur weil sie mal Unsinn geredet hat. Jeder kann sich irren, es besteht kein Grund, ihn deswegen zu missbilligen. Niemand ist perfekt – jeder hat ein paar Fehler. Erwachsene und Kinder, Dumme und Kluge, Reiche und Arme – alle haben Fehler.
  • Vorurteile prüfen: Die meisten von uns haben das eine oder andere Vorurteil. Das ist zwar menschlich, steht Toleranz aber oft im Wege. Deswegen ist es wichtig, sich seine eigenen Vorurteile einzugestehen und sie immer mal wieder auf den Prüfstand zu stellen. Gegen wen oder was habe ich Vorurteile und warum habe ich diese?
  • Ängste eingestehen: Wenn man etwas total ablehnt, sollte man in sich gehen und überlegen, ob man vielleicht aus tiefer liegenden Gründen Angst davor hat. Denn: Angst kann überwunden werden, wenn man die Ursache kennt und sich damit beschäftigt.
  • Geduld haben: Niemand kann von einem Tag auf den anderen ein toleranterer Mensch werden – dazu ist ein längerer Lern- und Erfahrungsprozess erforderlich. Deswegen sollte man Geduld mit sich haben und sich einfach über jeden kleinen Fortschritt freuen.

Links

Schubladen im Kopf beseitigen


Jugendliche aus Liechtenstein setzten sich in einem Fotoprojekt mit dem Thema Vorurteile auseinander. Dabei spielten sie mit verschiedenen Identitäten und hielten ihre Eindrücke fest. Für viele war dies eine neue Erfahrung. Die Bilder sollen die Betrachter wie die Jugendlichen selbst zum Denken anregen.

„Der erste Eindruck zählt.“ – dieses Sprichwort kommt nicht von ungefähr. Denn schon nach 90 Sekunden entscheidet unser Unterbewusstsein, ob wir jemanden nett oder unsympathisch finden. Und das nicht ohne Grund. Um die Welt besser verstehen zu können und unsere Eindrücke zu ordnen, sortieren wir alles was wir sehen, hören und fühlen in Kategorien. „Schubladisieren“ ist also etwas ganz Normales. In welche Kategorie wir jemanden stecken hängt von unseren persönlichen Erlebnissen und Erfahrungen ab – aber auch unser Umfeld, die Gesellschaft und die Medien haben Einfluss auf unser Schubladendenken. Beispiele für Kategorien, nach denen wir Menschen gerne einteilen, sind Nationalität, Aussehen, Alter, Religion und Geschlecht. Zum Problem wird das Schubladisieren erst, wenn wir uns unserem Schubladendenken nicht bewusst sind und unsere vorgefestigte Meinung nicht regelmässig überdenken. Dann kann es nämlich schnell passieren, dass wir Menschen falsch einschätzen und in Schubladen stecken, obwohl wir sie gar nicht richtig kennen. Und so wird aus einem Urteil ein Vorurteil.

_Nils Vollmar

Und genau mit diesem Thema beschäftigen sich Jugendlichen beim Projekt „Vielfalt statt Vorurteile“. Das Projekt wurde in Zusammenarbeit mit der Offenen Jugendarbeit Liechtenstein, dem aha – Tipps & Infos für junge Leute und dem Kinder- und Jugendbeirat realisiert und zielt darauf ab, Jugendliche und Erwachsene darauf aufmerksam zu machen, wie leicht man sich von Äusserlichkeiten und Zuschreibungen beeinflussen lässt.

Die Idee zum Projekt entstand schon 2018. Beim jubel Forum, eine Dialogveranstaltung, bei der Jugendliche und Erwachsene sich zu bestimmten aktuellen Themen austauschen, wurde in weiterer Folge an einem Thementisch das Thema Vorurteile diskutiert. Es formierte sich eine Jugendgruppe, die sich mit dem Thema Vorurteile auseinandersetzte. Dabei wurden Texte, Fotos und Videos von Jugendlichen produziert.

Durch das Spiel mit verschiedenen Identitäten wurden sie dazu angeregt, ihre Vorurteile und deren Auswirkungen zu überdenken. In Rahmen eines Fotoshootings sind so 34 Portraitbilder entstanden, welche am 14. September um 16 Uhr im Jugendcafé Camäleon in Vaduz von den am Projekt beteiligten Jugendlichen in Form einer Ausstellung präsentiert werden. Das Fotoshooting kam sehr gut an und war für viele eine neue Erfahrung wie ein Teilnehmer berichtet: „Ich war etwas aufgeregt und nervös vor der Kamera. Trotzdem war es für mich ein geiles Erlebnis – ungewohnt aber positiv.“
Die beim Fotoshooting entstandenen Bilder sollen zum Nachdenken anregen und aufzeigen wie facettenreich wir Menschen sind. Eine Teilnehmerin meint dazu: „Die zwei dargestellten Charaktere waren sehr unterschiedlich. Dennoch fühlten sich beide gut an und sind ein Teil von mir.“

In weiterer Folge ist geplant, dass die Fotoausstellung in jeder Gemeinde Liechtensteins einmal zu sehen sein wird. Damit die Nachhaltigkeit des Projektes gewährleistet ist, wurde zudem ein Ausstellungskatalog erstellt, welcher die 34 Portraitbilder inklusive Statements der Jugendlichen enthält.

Statements der Jugendlichen zum Projekt

Dieser Artikel wurde von aha-Reporterin Alissia Zimmermann geschrieben. Er erschien auch in der LIEWO-Ausgabe vom 08.09.2019.

Jugendseite_Liewo_die_Sonntagszeitung

„Lieb doch einfach, wenn du willst“


Facts:

Die Selbstmordrate von homosexuellen Jugendlichen ist 4- bis 7-mal höher, als die von Heterosexuellen.

In mehr als 70 Staaten ist Homosexualität verboten und 7 Staaten gilt sogar die Todesstrafe.

Die Diskriminierung von Schwulen und Lesben nennt man Homophobie.

 

Flagge zeigen heisst es am internationalen Tag gegen Diskriminierung von Schwulen, Lesben und Transsexuellen. Regenbogenfarben sind das Gebot der Stunde. Der Aktionstag findet am 17. Mai statt. Das Datum wurde gewählt, da am 17. Mai 1990 die Weltgesundheitsorganisation (WHO) Homosexualität aus ihrem Diagnosen Schlüssel strich (Liste psychischer Krankheiten). So selbstverständlich wie regenbogenfarbene Flaggen inzwischen allerorts gehisst werden, ist Toleranz gegenüber der gleichgeschlechtlichen Liebe im Alltag jedoch längst nicht, manchmal sogar brutal und menschenverachtend.
Deshalb braucht es noch immer diesen Tag, was die Betroffenen traurig stimmt. Der Grundsatz der Gleichheit und Nichtdiskriminierung ist ein grundlegender Bestandteil des Schutzes der Menschenrechte. Er wird von der Europäischen Menschenrechtskonvention garantiert (Artikel 14) und durch Protokoll Nr. 12 der Konvention gestärkt, das allgemein festlegt, dass niemand unter keinerlei Vorwand von einer öffentlichen Behörde diskriminiert werden darf.

Homophobe Zwischenfälle in einigen Mitgliedsstaaten haben jedoch leider gezeigt, dass die Grundrechte von Lesben, Schwulen, Bisexuellen und Transgender (LGBTIs) systematisch verletzt werden. Sie haben auch gezeigt, dass Ungerechtigkeiten dieser Art oft von genau jenen Behörden geduldet oder aktiv gefördert werden, deren Aufgabe es ist, ihre Bürger vor allen Formen der Diskriminierung zu schützen.
Frankreich erinnert daran, dass die Gleichheit der Würde und der Rechte für alle respektiert werden muss, unabhängig von sexueller Orientierung und Gender-Identität. Dieser Kampf gehört zu ihren diplomatischen Prioritäten im Bereich der Menschenrechte.
Frankreich setzt sich aktiv für die Verteidigung der Rechten von LGBTI-Personen ein, die immer noch zu Opfern von Gewalt, Diskriminierung und der Verletzung ihrer Grundrechte werden. In über 70 Ländern gelten homosexuelle Beziehungen als Vergehen oder Verbrechen, für die eine Gefängnis- oder gar die Todesstrafe droht.

In Liechtenstein gibt es den Verein Flay, der LGBTIQ+ eine Plattform gibt. Flay äussert sich zu Anliegen von LGBTIs, also Homo- und Bisexuellen, Transpersonen und Intersexuellen. Das Ziel des Vereins ist die rechtliche und gesellschaftliche Gleichstellung – also ein Ende der Diskriminierung. Es finden verschiedene Veranstaltungen statt, dazu gehört auch der monatliche Event „Höck“ wo man sich zum Stammtisch trifft. Am Fürstenfest ist der Verein auch mit einem Stand vertreten.

In Liechtenstein sind leider viele Einwohner/innen nicht über das Thema LGBTI aufgeklärt, was zu Fremdenfeindlichkeit führt. Wenn man nichts über ein Thema weiss, sollte man sich lieber mal darüber informieren, anstatt darüber zu urteilen.  Wir haben ein Interview mit Angi geführt, indem sie über das Thema LGBT aufklärt. Auch wenn es nur ein kleiner Beitrag ist, man muss darüber sprechen, um die Menschen darauf aufmerksam zu machen.

 

 

Tag gegen rassistische Diskriminierung


Der 21. März ist der von der UNO ausgerufene internationale Tag zur Überwindung der Rassendiskriminierung. Es finden weltweit zahlreiche Veranstaltungen zu diesem Anlass statt. In der Schweiz organisieren mehrere Gemeinden und Kantone im Rahmen dieser Woche eine Reihe von Aktivitäten, um die Bevölkerung für die verschiedenen Formen der Rassistischen Diskriminierung zu sensibilisieren. In Liechtenstein gibt es solche Aktivitäten leider nicht dafür habe ich euch einen der euch zu den Daten in der Schweiz führt.

 Auf diesem Link findest du die Daten für die verschiedenen Aktivitäten in den jeweiligen Kantonen. 

 

Der Tag gegen rassistische Diskriminierung hat aber auch einen anderen Hintergrund. Der 21. März wurde nicht willkürlich ausgewählt, sondern steht im Zusammenhang mit dem Massaker von Sharpeville am 21. März 1960. An diesem Tag fand in Sharpeville (Südafrika) eine friedliche Demonstration als Reaktion auf ein Passgesetz des Apartheid-Regimes statt, die am Nachmittag eskalierte: Die Polizei schoss angeblich Steinwerfer:innen in die Menge der Demonstrant:innen. 69 Menschen starben, darunter acht Frauen und zehn Kinder, 180-300 Personen wurden schwer verletzt.

Sechs Jahre später rief die Generalversammlung der Vereinten Nationen, die «Elimination of all forms of racial discrimination» aus und wendet sich an die weltweite Gemeinschaft, ihre Bemühungen gegen Rassismus und Diskriminierung zu verdoppeln.

1979 wurde der Tag gegen Rassismus zu einer Aktionswoche ausgeweitet, zu der alle Mitgliedstaaten der Vereinten Nationen eingeladen sind.

Rassismus ist immer noch stark vertreten, trotz Fortschritten in der Arbeitswelt und in der Schule kommt es noch immer zu Diskriminierung gegenüber Migrant:innen und Geflüchteten und betrifft alle Ebenen unserer Gesellschaft. Ziele des Aktionstages ist es, den Reichtum der kulturellen Vielfalt und den aufrichtigen Respekt zu betonen.

 

 

Die Vielfalt der Sexualität


Du hast schon von Schwulen und Lesben gehört, aber noch nie von Intersexuellen? Du möchtest wissen, was non-binary ist? Willkommen in der bunten Welt der Sexualität! Erfahre hier mehr über sexuelle Orientierungen und Geschlechtsidentäten.

 

Sexuelle Orientierungen

Dass es heterosexuelle Menschen gibt, ist dir ja wahrscheinlich klar. Auch, dass es Menschen gibt, die sich vom eigenen Geschlecht angezogen fühlen (homosexuell) oder die sich zu Mann und Frau hingezogen fühlen (bisexuell). Doch hast du auch schon von pansexuell, asexuell oder demisexuell gehört?

Diesbezüglich findest du hier einen groben Überblick:

 

Heterosexualität

(griech. hetero = „anders, verschieden“)

Wenn eine Person heterosexuell ist, bedeutet das, dass sich diese Person sexuell vom gegensätzlichen Geschlecht angezogen fühlt und sich auch ins gegensätzliche Geschlecht verliebt. Eine Frau ist demnach sexuell und romantisch interessiert an Männern und umgekehrt.

Die Heterosexualität gilt oft als „die normale Sexualität“. Häufig wird alles was von ihr abweicht, in die Schublade der Krankheiten gesteckt. Dabei ist auch jede andere sexuelle Orientierung normal. Es ist also völlig in Ordnung, wenn du das gegensätzliche Geschlecht nicht anziehend findest.

Die Aversion (= Abneigung, Feindseligkeit, Ekel) gegen heterosexuelle Personen bezeichnet man als Heterophobie.

 

Homosexualität

(griech. homós = „gleich“)

Bei der Homosexualität ist die Liebe und sexuelle Anziehung auf das eigene Geschlecht gerichtet. Kurz gesagt: Eine Frau steht auf Frauen oder ein Mann steht auf Männer. Homosexuelle Frauen werden als Lesben bezeichnet, homosexuelle Männer als Schwule.

Die Aversion (= Abneigung, Feindseligkeit, Ekel) gegen homosexuelle Personen bezeichnet man als Homophobie.

Auch wenn viele Gesellschaften und Länder heutzutage schon viel offener mit dem Thema Homosexualität umgehen und sie auch begrüssen, ist es dennoch nicht selten, dass eine homosexuelle Person Sätze wie „Das ist ja völlig krank.“ zu hören bekommt. Doch mittlerweile weiss man, dass es sich um keine Krankheit handelt oder abartig ist. Sie ist lediglich eine Form von sexueller Orientierung und ist Teil der Persönlichkeit. Auch im Tierreich konnte man mehrfach homosexuelle Paare und Gemeinschaften nachweisen und zwar bei über 450 Arten. Dazu gehören beispielsweise Delfine, Gorillas und Seehunde.

 

In folgendem Video redet Tobi über Homosexualität und Homophobie:

 

Woran erkenne ich, ob ich oder jemand anders homosexuell ist?

Manche wissen schon immer, dass sie auf das gegensätzliche Geschlecht stehen, andere kommen erst im Laufe der Jahre darauf. Der Weg zu diesem Bewusstsein und der Akzeptanz, dass man homosexuell ist, kann sehr individuell sein. Es gibt auch Menschen, die mit der Zeit merken, dass sie sich zu Mann und Frau hingezogen fühlen. Dies nennt man dann Bisexualität. Informationen dazu findest du weiter unten.

 

Was tun, wenn ich homosexuell bin? – Das Coming-Out

Wenn du weisst, dass du homosexuell bist, gibt es zwei Möglichkeiten damit umzugehen. Entweder du versuchst es zu leugnen und zu verheimlichen, weil es dir peinlich und unangenehm ist oder weil du Angst hast, nicht akzeptiert zu werden. Oder du lernst, dich und deine Sexualität zu akzeptieren. Wenn du dir bewusst bist, dass du lesbisch/schwul bist und es auch akzeptierst, spricht man vom inneren Coming-Out. Das ist ein wichtiger Schritt, denn nur so kann es auch zum äusseren Coming-Out kommen. Viele sind sich nicht sicher, ob sie anderen ihre Sexualität anvertrauen sollen oder nicht. Mach dir Gedanken dazu, wie dein persönlicher Weg des Coming-Outs aussehen soll und überlege, welche Vor- und Nachteile es mit sich bringen kann. Zum einen kann es Erleichterung bedeuten, da du dich nicht mehr verstecken musst. Du kannst endlich du selbst sein. Auf der anderen Seite kann es aber auch bedeuten, dass dein Umfeld negativ darauf reagiert oder sich einfach zuerst an den Gedanken gewöhnen muss, dass du nicht heterosexuell bist. Es kann zu Vorurteilen kommen. Das ist natürlich keine tolle Vorstellung. Deshalb ist es auch empfehlenswert, sich vor dem äusseren Coming-Out zu überlegen, ob und vor allem wie du mit diesen möglichen Konsequenzen umgehen kannst.

 

Hier siehst du, wie Ariane und Sebastian sich mit Homosexuellen treffen und über das Coming-Out sprechen:

 

Bisexualität

(lat. bi = „zwei“)

Bisexualität bedeutet, dass sich eine Person gefühlsmässig und sexuell zu Männern und Frauen hingezogen fühlt. Das heisst jedoch nicht zwingend, dass sich eine Person gleichermassen für beide Geschlechter interessiert. Es kann beispielsweise sein, dass eine Frau hauptsächlich auf Frauen steht, aber dennoch Gefühle für Männer entwickelt.

Der Psychologe Sigmund Freud behauptete, dass jeder Mensch bisexuell sei und nur aufgrund der Zwänge und Tabus in der Gesellschaft den homosexuellen Teil unterdrücke. Auch der amerikanische Sexualforscher Alfred Kinsey war der Ansicht, dass in jeder Person Teile der Hetero- und Homosexualität schlummern, dass also jede Person im Grunde genommen bisexuell wäre. Bei den einen ist es eben mehr ausgeprägt, bei den anderen weniger oder kaum.

Leider erfahren auch Bisexuelle immer wieder Vorurteile – und das von hetero- und homosexuellen Personen. Aussagen wie „Du bist einfach nur verwirrt.“ sind keine Seltenheit, ebenso wie die Ansicht, dass es die Bisexualität gar nicht wirklich gibt. In vielen Augen existiert nur das Schwarz-Weiss-Bild, also die Hetero- und Homosexualität. Das Graue, die Bisexualität ist inexistent.

 

Vorurteile, die bisexuelle Personen zu hören bekommen:

  • „Du kannst nicht bisexuell sein, denn du hast nur mit einem Geschlecht sexuelle Erfahrungen gemacht.“Das stimmt nicht. Nur weil eine Person mit einem einzigen Geschlecht sexuelle Erfahrungen gemacht hat, heisst das nicht, dass diese Person nicht bisexuell sein kann. Oder woher weiss denn ein Heterosexueller, dass er sich nur zum anderen Geschlecht hingezogen fühlt?
  • „Bisexualität ist nur eine Phase. In Wirklichkeit bist du hetero- oder homosexuell.“Das stimmt nicht. Es gibt mehr als nur die Hetero- und Homosexualität und das ist auch absolut in Ordnung so.
  • „Da du jetzt mit dem gegensätzlichen Geschlecht verheiratet bist, bist du nun heterosexuell geworden, oder nicht?“Das stimmt nicht. Eine Person kann sich trotzdem noch für das gleiche Geschlecht interessieren.
  • „Bisexuelle Menschen betrügen in Beziehungen.“Das stimmt nicht. Die sexuelle Orientierung hat nichts mit der persönlichen Moral und dem persönlichen Verhalten zu tun.
  • „Menschen, die bisexuell sind, wollen Beziehungen mit mehreren Personen gleichzeitig eingehen und haben auch gerne Sex mit mehreren Personen gleichzeitig.“Das stimmt nicht. Ja, es gibt Menschen die mit mehreren Personen gleichzeitig eine Beziehung führen und es gibt auch welche, die gerne mit mehreren Personen schlafen. Das hat jedoch nichts mit der sexuellen Orientierung zu tun.

 

Aufgrund dieser Vorurteile fühlen sich viele Bisexuelle unter Druck gesetzt, verletzt und ihnen fehlt das Vertrauen sich gegenüber anderen zu öffnen. Es gibt mehr schwule und lesbische Menschen, die sich outen, als bisexuelle. Auch erfahren Bisexuelle mehr physische und psychische Gewalt als Homosexuelle.

Die Aversion (= Abneigung, Feindseligkeit, Ekel) gegen bisexuelle Personen bezeichnet man als Biphobie.

 

Pansexualität/Omnisexualität

(griech. pan / lat. omni = „alles“)

Oft wird Pansexualität mit der Bisexualität verwechselt. Jedoch handelt es sich bei einer Pansexualität um eine sexuelle Orientierung, bei der sich sexuelle und romantische Gefühle für Menschen jeder Geschlechtsidentität entwickeln können. Diesen Personen spielt es also keine Rolle, ob du dich als Mann, Frau oder nicht-binär fühlst. Es ist ihnen auch egal, welches dein biologisches Geschlecht ist. Bei der Bisexualität fühlen sich Menschen ausschliesslich zu Männern und Frauen hingezogen.

Kurz gesagt betrachtet eine pansexuelle Person den Menschen und Charakter selbst und orientiert sich nicht an Begriffen wie Mann, Frau, Transgender, intersexuell usw.

 

Asexualität

(griech. a = „nicht“)

Asexuelle Menschen sind Menschen, die kein Interesse nach sexuellen Interaktionen verspüren. Das heisst, sie fühlen keine sexuelle Anziehung. Sie machen ca. 1% unserer Weltbevölkerung aus.

Doch auch unter den Asexuellen gibt es verschiedene Empfindungen und Verhalten. Manche mögen gar keinen Körperkontakt, andere wiederum kuscheln und küssen gerne. Es gibt asexuelle Menschen, die Geschlechtsverkehr eklig und abstossend finden und es gibt solche, denen ist er total gleichgültig.

Des Weiteren fühlen sich auch manche wohler als Single und empfinden keine romantischen Gefühle für andere Personen. Sie bezeichnen sich deshalb auch als aromantisch.

Da die meisten Menschen irgendeine Form von sexueller Anziehung verspüren und dem Bedürfnis nachgehen möchten, haben es asexuelle Menschen nicht sehr leicht. Vor allem dann nicht, wenn sie den Wunsch nach Liebe und eigenen Kindern haben. Es gibt viele Menschen, die die Asexualität als krankhaft bezeichnen, weil sie es sich für sich selbst nicht vorstellen können. Jedoch ist auch dieser sexuellen Orientierung Akzeptanz entgegenzubringen. Nicht jeder empfindet gleich und das ist auch das Schöne an der Vielfalt der Menschen.

 

In folgendem Video erfährst du mehr über Asexualität von Sailor Cat:

 

Demisexualität

(frz. demi = „halb“)

Während asexuelle Personen überhaupt keine sexuelle Anziehung verspüren, können sich demisexuelle Menschen nur dann sexuell hingezogen fühlen, wenn bereits eine tiefe, emotionale Bindung zu einer Person besteht.

Demisexualität ist, genauso wie die Asexualität, eine sehr wenig verbreitete sexuelle Orientierung.

Flirts, One-Night-Stands und sonstige Affären passen nicht in das Bild einer demisexuellen Person. Sie braucht Zeit, bis eine sexuelle Anziehungskraft entstehen kann und sie somit auch das Bedürfnis nach Sex hat. Wenn sie also in einer Beziehung ist, in welcher sie sich gut aufgehoben fühlt und eine starke, emotionale Bindung zu ihrem Partner oder ihrer Partnerin hat, ist sie auch in der Lage, mit dem Partner oder der Partnerin zu schlafen. Äusserlichkeiten spielen demnach keine Rolle für einen demisexuellen Menschen.

 

Geschlechtsidentitäten

Identitäten haben nichts mit der sexuellen Orientierung zu tun. Ob du nun eine Cisfrau, ein Transmann, eine intersexuelle Person bist oder dich als nicht-binär bezeichnest, hat rein gar nichts damit zu tun, zu wem du dich (nicht) hingezogen fühlst. Doch was bedeuten diese Begriffe?

 

Cisgender/Cissexualität

(lat. cis = „auf dieser Seite, diesseits“)

Unter dem Begriff Cisgender versteht man Menschen, bei denen das biologische Geschlecht und das psychische Geschlecht (Gender) übereinstimmen. Eine männliche Person fühlt sich demnach als Mann und eine weibliche als Frau. Das trifft auf die meisten Menschen zu.

Cisgender ist das Gegenteil von Transgender. Eingeführt hat dieser Begriff ein Sexualwissenschaftler im Jahre 1991 um damit auszudrücken, dass das Gefühl, im richtigen Körper geboren zu sein, keine Selbstverständlichkeit sei.

 

Transgender

(lat. trans = „auf der anderen Seite, jenseits“)

Personen, welche sich als Transgender identifizieren, fühlen sich nicht wohl mit ihrem biologischen Geschlecht. Ein Junge wäre lieber ein Mädchen und umgekehrt. Transgender fühlen sich in ihrem eigenen Körper gefangen und können nicht die Person sein, die sie gerne wären – zumindest biologisch betrachtet.

Vielleicht hast du schon von Menschen gelesen, die sich zum anderen Geschlecht operieren liessen und Hormonbehandlungen durchführen, damit sie endlich dieses Geschlecht sein können, welches sie die ganze Zeit in sich hatten. Dieser Prozess kann unter Umständen bis zu mehreren Jahren dauern. Das Umfeld spielt eine grosse Rolle. Viele Leute verstehen nicht, wie man sein biologisches Geschlecht nicht akzeptieren kann und deshalb werden Transgender leider oft noch als Kranke angesehen. Dies ist jedoch nicht so. Egal, wie du dich fühlst, du hast jedes Recht dazu!

 

In folgendem Video erzählt dir Moritz seine Geschichte:

 

Hast du schon einmal von Transvestismus gehört? Transvestiten verkleiden und verhalten sich gerne wie jemand vom anderen Geschlecht. Das heisst jedoch nicht, dass diese Person sich auch im eigenen Körper gefangen fühlt. Auch ist es nicht so, dass Menschen, die sich zur Fasnacht als das gegensätzliche Geschlecht verkleiden, automatisch transgender sind.

 

Ennia Face spricht über Transvestismus:

 

Intersexualität

(lat. inter = „zwischen“)

Intersexuelle Menschen befinden sich wortwörtlich zwischen den Geschlechtern. Sie können nicht eindeutig einem Mann oder einer Frau zugeordnet werden, da sie männliche und weibliche Geschlechtsmerkmale haben. Frühere Begriffe, die man heute nicht mehr verwendet, sind beispielsweise Zwitter oder Hermaphrodit. Die meisten Intersexuellen können weder Kinder zeugen noch austragen.

 

Es gibt vier verschiedene Ursachen, wie es zu einer Intersexualität kommt:

  • Chromosomale Ursachen
    Der weibliche Chromosomensatz lautet 46 XX, der männliche 46 XY. Gibt es Fehler in diesem Chromosomensatz (z.B. 45 X oder 47 XXY), kommt es zur Intersexualität.
  • Gonadale Ursachen
    Als Gonaden/Keimdrüsen werden die Eierstöcke bei Frauen und die Hoden bei Männern verstanden. Sie produzieren die sogenannten Keimzellen, also Eizellen bei der Frau und Spermien beim Mann. Gibt es Funktionsstörungen oder sind die Gonaden nicht richtig ausgebildet, kann es zur Intersexualität führen.
  • Genitale Ursachen
    Als Genitalien werden die äusseren Geschlechtsorgane bezeichnet. Bei der Frau ist das die Vulva (Schamlippen, Klitoris), beim Mann der Penis. Die Genitalien können ebenfalls Störungen in der Entwicklung haben. Diese sind teilweise sehr unterschiedlich.
  • Hormonelle Ursachen
    Der weibliche Körper produziert Östrogen und Gestagen, der männliche Testosteron. Nun kann es sein, dass ein vorwiegend weiblicher Körper neben der chromosomalen oder gonadalen Ursache (zu viel) Testosteron produziert und es somit zum Bartwuchs kommt, obwohl die intersexuelle Person eher weiblich erscheint. Umgekehrt kommt es auch vor, dass eine eher männliche Person weibliche Brüste bekommt.

 

Durch diese Ursachen ist es also so, dass Mädchen „vermännlicht“  (z.B. Ausbleiben der Periode, Stimmbruch, Bartwuchs) und Jungen „verweiblicht“ werden (z.B. Ausbleiben von Bartwuchs und Stimmbruch, Brustwachstum).

Oft wird dem intersexuellen Kind bei der Geburt ein Geschlecht zugeteilt, d.h. das Kind wird operiert. Ob das richtig ist, ist schwer zu sagen. Ein Vorteil ist, dass sich das Kind dazugehörig fühlen kann („Ich bin ein Junge.“). Ein Nachteil ist jedoch, dass niemand weiss, ob sich das Kind im Verlaufe der Jahre als Junge oder Mädchen fühlt. Es kann also sein, dass sich die Eltern für das weibliche Geschlecht entscheiden, das Kind sich aber nach ein paar Jahren eher als Junge fühlt.

 

Deutschland entscheidet sich für ein drittes Geschlecht:

 

Non-binary/nicht-binär

(lat. binär = „zweifach, zweiteilig“)

Menschen, die sich als nicht-binär bezeichnen, sind nicht einverstanden mit der Einteilung männlich-weiblich. Sie fühlen sich also nicht eindeutig als Mann oder Frau. Es gibt sehr viele verschiedene Arten dieser Identität. Manche fühlen sich für eine gewisse Zeit eher männlich und „wechseln“ danach zur weiblichen Seite. Viele sagen aber auch, dass sie sich nie für eine Seite entscheiden. Sie fühlen sich irgendwo dazwischen oder vielleicht ausserhalb dieser beiden Geschlechter.

 

Sei tolerant!

All diese Orientierungen und Geschlechtsidentitäten sind Varianten menschlicher Liebe und Sexualität und sind deshalb völlig in Ordnung und normal. Ob nun jemand demi-, hetero- oder pansexuell ist, kann man meistens auch gar nicht einfach so erkennen. Ausserdem sind die Grenzen sehr fliessend. Vielleicht lebt jemand für 30 Jahre homosexuell und merkt auf einmal, dass er oder sie sich auch in das gegensätzliche Geschlecht verlieben kann. Das spielt eigentlich auch alles gar keine Rolle. Wichtig ist schlussendlich nur, dass jede Person so leben und lieben kann, wie sie möchte.

Leider ist es heutzutage in manchen Gesellschaften immer noch verboten, zu seiner Orientierung oder Identität zu stehen. So dürfen beispielsweise viele Homosexuelle nicht die Ehe eingehen. In einigen Ländern, vor allem im arabischen und afrikanischen Raum, kommt man sogar ins Gefängnis oder wird zum Tode verurteilt, wenn man homosexuell ist.

 

In folgendem Video erzählen homosexuelle Flüchtlinge von ihren Erlebnissen in ihrer homophoben Heimat:

In Liechtenstein und der Schweiz ist die gleichgeschlechtliche Ehe nicht erlaubt. Es gibt dafür die sogenannte eingetragene Partnerschaft, welche aber nicht dieselben Rechte einer „heterosexuellen Ehe“ hat. In Österreich wird es spätestens ab 1. Januar 2019 möglich sein, als homosexuelles Paar eine Ehe zu schliessen. Auch Deutschland hat sich für die sogenannte Ehe für alle entschieden. Am 1. Oktober 2017 ist ein Gesetz in Kraft getreten, welches homosexuellen Personen die Eheschliessung ermöglicht.

 

Eine weitere Diskriminierung ist, dass Homosexuelle nicht Blut spenden dürfen. Mehr dazu erfährst du hier:

 

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Wir haben mit acht queeren Menschen aus Liechtenstein über das Thema Alltagsdiskriminierung gesprochen. Die Podcasts kannst du hier nachhören.

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